Geschichte der Geographie.
17
Calicut an der Küste Malabar). Columbus, der Genuese, der gleichfalls auf der
Fahrt nach Westen einen Seeweg nach Ostindien hatte finden wollen, war am
12. Oktober 1492 nach dreimonatlicher Fahrt aus Guanahani, einer der
Bahamainseln, gelandet, auf seiner zweiten Reise entdeckte er von den kleinen
Antillen Dominica, auf der dritten Trinidad und die Mündung des Orinoko,
auf der vierten Cap Catoche sCatotsche^ mit der Festlandsküste.
Im Jahre 1519 segelte der Portugiese Magalhaens nach dem Südende
Amerikas, in der Richtung, welche vor ihm Amerigo Vespucci eingeschlagen
'hatte, und fand glücklich durch die nach ihm benannte Magalhaensstraße und den
großen Ocean den Seeweg nach Ostindien. Die erste große Weltumsegelung.
Rastlos dehnten die Spanier ihre Eroberungen in Amerika aus. 1521 ent¬
deckte und eroberte Ferdinand Cortez Mejico, 1536 eroberte Franz
Pizarro Peru, in demselben Jahre wurde Californien entdeckt. Der nörd-
lichste Theil Amerikas am Atlantischen Ocean war bereits seit Jahrhunderten durch
die Normannen entdeckt. Von Island war 982 Erik Räude nach Grönland
gelangt; auf der Westküste bis zum 72. Breitengrade legten die Isländer Colonien
an, die bis zum Ende des 14. Jahrhunderts im Verkehr mit Europa blieben.
Danach bis 1721, wo der Missionar Hans Egede die Westküste von Grönland
wiederentdeckte, war sie durch Eis versperrt. Schon im 17. Jahrhundert wurden
Unternehmungen veranstaltet, um im Norden Amerikas eine Verbindung zwischen
dem Atlantischen und Stillen Meere aufzufinden, Hudson entdeckte 1610 die nach
ihm genannte Straße und Bai, Baffin 1616 die seinen Namen führende Bai.
Aber erst das 19. Jahrhundert führte nach den aufopferungsvollsten Unternehmungen
englischer Seefahrer zur Entdeckung der N.-W.-Passage. 1819 gelangte Parry
sPärrey^ durch die Lancaster- und Barrowstraße nach der Insel Melville, zehn
Jahre später entdeckte der jüngere Roß auf der Halbinsel Boothia Felix den
magnetischen Nordpol. Verhängnißvoll wurde die von Franklin 1845 ange-
tretene Reise. Neunzehn Expeditionen folgten in den Jahren 1849—1854, um
die Spur des Verschollenen aufzufinden; erst durch eine letzte Entdeckungsreise,
1859 unter M. Klintok, erhielt man auf der Kiug-Williams-Jnsel sichere
Kunde von dem im Juli 1847 erfolgten Tode Franklin's. Inzwischen hatte
M'Clure 1859, von der Behringsfiraße in das Nordpolarmeer eindringend, die
nordwestliche Durchfahrt völlig erschlossen. — Gegenwärtig macht man Anstren-
gungen zur Erforschung und Entdeckung der arktischen Central-Region. Unter den
fünf Nordpolar-Expeditionen des I. 1869 zählt auch, und zwar zum zweiten Mal,
eine deutsche, die, zurückgekehrt am 11. September 1879, zugleich mit den anderen
Fahrten desselben Jahres, die Kenntniß der Polarregionen östlich von Grönland bedeu-
tend gefördert hat. Andere Expeditionen sind gefolgt, und neue sind in Thätigkeit,
um auf der durch die Einwirkungen des Golfstromes sehr günstigen, auch für den
Fischsang bedeutsamen Basis desNowaja-Sjemlja-Meeres gegen den Nordpol
vorzudringen. So ist von der österreichisch-ungarischen Expedition unter Weyprecht
und Payer, deren Ziel die nordöstliche Durchfahrt war, nordöstlich von Spitzbergen
und Gillisland ein ausgedehnter Jnselcomplex, Franz-Joseph-Land,
entdeckt und durch Schlittenreisen bis zu 83° n. Br. festgestellt worden (1872 bis
1874). — Westlich von Grönland hat i. I. 1871 Hall auf dem Wege, den
die Expedition von Dr. Kane (1853— 1855) genommen, den 82.° n. Br.
uberschritten und somit den nördlichsten Punkt erreicht, bis zu welchem wohl
jemals ein Schiff vorgedrungen ist. Eine weitere Erforschung dieser arktischen
v. Seydlitz, kleine Schulgeographie. XVI. B.