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gelegentliche Erwähnung des im Anschauungsunterrichte berührten, ver¬ 
wandten Stoffes oder auf das Zählen der dort genannten Personen und 
Sachen, hat aber auf Wahl und Ordnung des Materials nicht den ge¬ 
ringsten Einfluß. Zwar ist auch hier eine engere Verkettung angestrebt 
worden, und es kommt noch hie und da vor, daß die biblischen Geschichten 
im Anschluß an den Anschauungsunterricht gewählt und geordnet werden, 
daß man z. B. an die Betrachtung der Ernte die Geschichte von der Ruth 
schließt u. a., und daß man im Rechenunterrichte den gesamten Stoff dem 
nebenherlaufenden Sachunterrichte entlehnt, allein zu allgemeiner An¬ 
erkennung wird diese immerhin künstliche Verbindung nie gelangen. Unser 
heimatkundlicher, der Gegenwart angehörige Unterrichtsstoff verträgt eine 
innere Verknüpfung mit jenen fremden, fernen, aus dem Altertum 
stammenden, in der Bibelsprache ausgedrückten Geschichten nun und nimmer¬ 
mehr, und zur Fertigkeit im Rechnen können wir die Kinder unmöglich 
bringen, wenn wir bei dem, die allermeiste Zeit beanspruchenden Üben 
nicht wagen, im Sachgebiete nur die notwendigste Hilfe zu suchen. 
Jede dieser Disziplinen verfolgt in gleicher Weise wie der Anschauungs¬ 
unterricht ihre eigenen Ziele, jede bedient sich eigener Stoffe und reizt durch 
das ihr eigenartige Neue; darum dürfen sie aber auch nicht gleichzeitig 
nebeneinander auftreten, sondern müssen in gehöriger Entfernung nach¬ 
einander in den Unterrichtsgang eingeordnet werden, und zwar der Rechen¬ 
unterricht etwa zu Anfang des zweiten Vierteljahres, der Religionsunter¬ 
richt im günstigen Falle nicht früher als nach Schluß der Sommerferien. 
C. Wahl und Anordnung des Stoffes. 
Das Leben eines 6- bis 7 jährigen Kindes ist mit der Familie, in der 
es aufwuchs, mit dem Elternhause und seiner nächsten Umgebung aufs 
engste verknüpft. Der dort gelegte Grund geistiger Bildung ist, wie wir 
oben sahen, der Ausgangspunkt alles Schulunterrichtes. Da nun der erste 
Unterricht dafür zu sorgen hat, daß die Kinder das Leben und Sein der 
Umgebung immer besser kennen und die ganze Heimat immer mehr 
achten und lieben lernen, so ist damit das Material für ihn bezeichnet 
und das Gebiet, aus dem er sich zu bewegen hat, begrenzt. Das Wohn¬ 
haus des Kindes, der Hof mit seinen Geräten und Gebäuden, der Garten, 
der daran stößt, der ganze Wohnort mit seinen umgebenden Feldern und 
Fluren und der nahe Wald, den das Kind schon durchstreifte, das sind 
die Fundgruben für die zu betrachtenden Objekte, ja die Objekte selbst. 
Aber nicht jeder Gegenstand, nicht jedes Tier der Heimat hat gleichen An¬ 
teil an dem Denken und Tun der Kinder, und nicht alle Objekte haben 
gleichen Wert für Verstand und Herz bildende Unterredungen, manche sind 
zu klein und nicht reich genug an naheliegendem Stoff, andere blieben 
bisher unbeachtet oder vielen Kindern noch fremd. Es gibt u. a. Tiere 
der Heimat, z. B. Igel, Rabe, Kuckuck usw., die den Kindern weit weniger 
bekannt sind als manche Fremdlinge, z. B. Löwe, Elefant, auch bleiben 
den meisten Kindern der Großstadt Feld und Wald fremde Gebiete. 
Daher ist innerhalb dieses engen Rahmens der Heimat immer noch eine 
den Verhältnissen Rechnung tragende Auswahl durchaus notwendig.
	        
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