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des Kanals feinen Weinbau; dessen Nordgrenze verläuft vielmehr
von der Loire-Mündung nach der unteren Oise zu, erreicht erst im
Rheingebiete 50 2/3, im Odergebiete 52° n. Br. (vgl. II. 130) und biegt
dann nach SO um. Gewächse aber, für die es auf milde Winter
ankommt, gedeihen, selbst wenn sie eigentlich der subtropischen Zone
angehören, innerhalb des Golfstromgebietes im Freien, z. B. in der
Bretagne die Kcimellie, in Irland die Myrte. Und nirgends auf
der Erde reichen Wald, Obst- und Getreidebau so weit nordwärts
als an der europäischen W-Küste. Die Nordgrenze der Buche,
also eines Waldbaumes, der so recht zum milden Seeklima paßt,
umhüllt England und steigt bis Süd-Skandinavien an, senkt sich
dann aber durchs Frische Haff (s. U. 134, S. 79) nach Rumänien
hin.1 Außerhalb der Baumgrenze überhaupt- bleibt nur der äußerste
IST Rußlands.
37. Das Gebiet der Flachsee. Innerhalb der Flachsee hat
die Irische See nebst ihren beiden Ausgängen, dem Nord-Kanal
und dem St. Georgs-Kanal, etwa 100 m Tiefe, der Kanal nur
etwa 60 m, die Nordsee säst 90 m (vgl. 11. 136) und die Ostsee
weniger als 70 m im Durchschnitt, während die dänischen Gewässer
zwischen beiden weit seichter sind.3
Die Nordsee hat fast denselben Salzgehalt wie der offene
Ozean,4 da sie als Randmeer mit diesem in breiter Verbindung steht;
die Ostsee dagegen als „binnenländisches Mittelmeer" (vgl. II. 102,
S. 45) viel weniger.5 Die Flutwelle des Ozeans dringt eines¬
teils durch den Kanal, anderenteils um N-Schottland herum in die
Nordsee ein, so daß beim Zusammentreffen im 8 der Nordsee ver¬
wickelte Fluterscheinungen entstehen; bei der Enge des Kanals ist die
Fluthöhe in der Straße von Dover und erst recht hinter den Nor¬
mannischen Inseln (s. o. S. 37) viele Meter hoch.6 An der Ostsee
hingegen läßt sich nur ganz im W eine Flut von wenigen cm er¬
kennen (vgl. 6). Im Winter frieren oft die Hasen der Ostsee und
ihrer Ausgangsstraßen, ja bisweilen der ganze Bottnische Meer¬
busen zu.
38. Seeleben. Wird schon die Ostsee infolge des Verkehrs der¬
ste einschließenden Länder von vielen Schiffahrtslinien durchkreuzt,
so ist das bei der Nordsee und dem Kanal in noch weit höherem
1 Vgl. Lehmann-Petzold, S. 27, Sydow-Wagner Nr. 12, Diercke-Gaebler,
S. 72, 104.
2 Diese entspricht beinahe der 100-Jsotherme des Juli.
8 Der Sund ist am 8-Ende nur 13 m tief, der Große Belt 15 bis 30 m.
4 In der Nordsee 32 bis 34, im Atlantischen Ozean 36 bis 37 pro mille
(vgl. U. 19). . , r r.
5 Nur 7 pro mille au der Oberfläche (vgl. 11. S- 76 o.), in der Tiefe bis
zu 20 pro mille.
6 Bei Dover bis zu 8 m, im 80 der Normannischen Inseln bis zu 15 m.