170 Veränderungen der Erde durch Verwitterung.
Zehntes Kapitel.
Veränderungen der Krde.
Die hauptsächlichsten Ursachen der Veränderungen, welche
die Erde noch täglich, zum Theil unter unseren Augen, erleidet,
sind Luit, Wasser, Wärme, die Pflanzen- und mikroskopische
Thierwelt. Die genannten Agentien wirken theils zusammen,
theils vereinzelt, bald mit, bald wider einander, sowohl chemisch
als auch mechanisch.
76. Veränderungen durch den chemischen Process.
(Verwitterung.)
Es ist Thatsache, dass auch die härtesten Gesteine, wenn
sie dem Einflüsse der atmosphärischen Luit und des Wassers
ausgesetzt sind, zerfallen, ein Process, der nach der Beschaffen¬
heit der Gesteine und sonstigen Umständen schneller oder lang¬
samer, aber unausgesetzt von Statten geht. Er ist bekannt
unter dem Namen der Verwitterung. Ihren Einfluss ge¬
wahrt man nicht selten an dem zerrissenen Aussehen vieler
13ergspitzen, wie denn auch viele isolirt daliegende Felsblöcke
wahrscheinlich Ueberreste verwitterter Gebirge sind. Auch die
Ackererde verdankt ihr Dasein, hinsichtlich der mineralischen
Bestandteile, dem Processe der Verwitterung. Die meisten
Gebirgsarten, wie der Feldspath, Basalt, Thonschiefer, Porphyr,
viele Glieder der Kalkformation, sind Gemenge von Silicaten,
d. h. sie bestehen aus mannigfachen Verbindungen von Kieselerde
mit Thonerde, Kalk, Kali, Natron, Eisen- und Manganoxydul.
ln allen diesen Verbindungen spielt die Kieselerde die Rolle
einer schwachen Säure, die durch andere Säuren, und zwar hier
namentlich durch die Kohlensäure der Atmosphäre, ausgeschieden
werden kann. Indem dies geschieht, weiden die im Wasser
löslichen Silicate durch die Kohlensäure inehr oder minder
vollständig zersetzt. Die Zersetzung der Silicate durch Ein¬
wirkung des Wassers und der Kohlensäure geht um so rascher
von Statten, je mehr Alkali sie enthalten.
Die Alkalien, Kalk und Bittererde werden hierbei theils
allein, theils in Verbindung mit Kieselerde aufgelöst, während