8 Ueber geographischen
zufertigen und in der Schule zu benutzen sein möchte, ist im ersten Abschnitt
tz. 27 erörtert worden.
H. 14. Was nun an der Natur der heimatlichen Gegend durch
eigne Anschauung und vermittelst eines deutlichen Plans zu lernen
war, muß den Schüler dazu ausgerüstet haben, auch das Abbild des
Vaterlandes bald verstehen und nachzeichnen zu können. Der folgende
Kurs des Unterrichts beschäftigt deshalb mit Deutschland, d. h. mit
dem deutschen Boden, nicht mit dem Staatenbunde oder den ein¬
zelnen Staaten; diese sparen wir für einen späteren Kurs auf.
Vielleicht wendet man dagegen ein, daß es doch wohl näher läge,
erst den besondern Staat vorzunehmen, dem der Schulort angehöre.
Wir sind nicht der gleichen Meinung, es wäre denn, daß der fragliche
Staat gerade zu den kleineren gehörte, wie z. B. Homburg oder Wal¬
deck, die sich auch deshalb zu einer Heimatskarte eignen. Der angehende
Geograph hat nämlich mit Staaten, mit politischen Linien auf dem
Erdboden, mit Ländern, deren wandelbare Gränzen, unbekümmert um
die Natur, oft quer über Ströme und Bergrücken setzen, noch nicht zu
verkehren. Berge und Flüsse, Hoch- und Tiefländer, sammt ihrer Ab¬
dachung, natürlichen Beschaffenheit und wichtigen Ortschaften, sind zu¬
nächst der Gegenstand seines Lernens, und zwar Gebirge im Gan¬
zen, Stromgebiete im Ganzen. Und wenn die Pädagogik, die
auch das Nationalgefühl zu ehren hat, dazu sofort diejenigen auswählt,
die von unserm Volke bewohnt werden, so ist sie gewiß im Recht, denn
der junge Bürger eines in einzelnen Staaten abgetheilten Volkes kann
nicht früh genug dahin geführt werden, das gesammte Vaterland als
seine größere Heimat, ver kleineren des Geburtsortes gegenüber,
anzusehen, so daß sich der besondere Begriff von den einzelnen Staa¬
ten, die sich darin gestaltet haben, dem höher» allgemeineren Begriffe
zeitig unterordnet. Sollte aber Jemand in dem zu großen Umfange
Deutschlands einen Grund sehen, weshalb erst ein besonderer Staat
als das Kleinere vorausgehen müsse, so fällt dieser Grund von selbst
weg, wenn man bedenkt, daß ein Gebirg oder ein Stromgebiet ja
auch nur ein Theil desselben, also ein Kleineres ist, und daß keineswegs
das gesammte deutsche Land gleich als ein Ganzes im Unterrichte be¬
handelt werden kann. Im Gegentheil soll man es nur stückweis und
allmählich durchwandern und sich gehörig Zeit dazu lassen, denn es
gibt gar vieles dabei zu beachten, weshalb auch der zweite Abschnitt,
das deutsche Land und seine Nachbarschaft, oder Mittel-
Europa, keinen geringen Raum in unserem Lehrbuche einnimmt.