Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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er auf betn Baumstumpf unter der alten Buche saß, vor sich beu 
kleineu Tannenbaum. Die Blaumeise zirpte unb hüpfte wie vor¬ 
hin in beu Tanuenzweigen, allein Werner verstaub nicht mehr, 
was sie sagte. Dann flog sie empor unb verlor sich in bem Ge¬ 
zweige ber Buche. Mit Schrecken fiel ihm jetzt ein, baß es balb 
Abenb sein müsse unb seine Mutter gewiß schon voller Angst 
auf ihn gewartet habe. Allein als er nach bem Staube ber Sonne 
blickte, warb er mit Erstaunen gewahr, baß kaum eine Viertel- 
stunbe vergangen sein konnte, seit er biesen Ort verlassen hatte. 
Er konnte sich bies verwunberliche Ding nicht erklären; ba er 
jeboch zu begierig war, seiner Mutter unb ber kleinen Anna seine 
sonberbaren Erlebnisse mitzuteilen, so hieb er schnell beu Tannen¬ 
baum ab unb begab sich, so schnell er es mit seiner Last vermochte, 
nach Hause. Als er hier mit glänzenben Augen unb fliegenber 
Hast alles erzählt hatte, warb seine Mutter ganz bös unb sagte, 
er sollte sich nicht unterstehen unb noch einmal bei solchem Wetter 
im Walbe einschlafen; wenn es nur etwas kälter gewesen wäre, 
hätte er ben Tob bavon haben können. Hinterher aber schüttelte 
sie ben Kopf unb meinte im stillen: „Wo ber Junge nur all bas 
wunberliche Zeug herträumt." 
Anna aber lief bem kleinen Werner, ber weinenb, baß ihm 
bie Mutter keinen Glauben schenkte, hinausgegangen war, eilenbs 
nach unb warb nicht mübe, ihn auszufragen. Besonbers Golb- 
flämmchen unb ben Puppensaal mußte er immer wieber beschreiben, 
so baß er ganz getröstet würbe unb bie Geschichte noch einmal von 
vorn erzählte. Er mußte sie ihr all bie solgenben Tage wer 
weiß wie oft wieberholen, unb einmal gingen beibe in ben Walb, 
um ben Ort zu suchen, wo ber Eingang in bas wunberbare Laub 
gewesen war. Allein ob sie gleich bis an bie Stelle vorbrangen, 
wo ber kleine Bach aus einer sumpfigen Walbwiese entsprang, 
nirgenbs fanben sie einen Ort, ber auch nur im minbesten auf 
bie Beschreibung Werners gepaßt hätte, so baß bieser ganz ver¬ 
wirrt unb beschämt vor Anna bastanb unb nicht wußte, wie ihm 
geschah. 
So kam ber Weihnachtstag heran. Vorher hatte es zwei Tage 
mächtig geschneit, so baß bie Welt recht weihnachtsmäßig, unb 
wie es sein muß, aussah. Es war schon finster geworben, unb bie 
Kinber saßen erwartungsvoll in ber bunkeln Kammer unb flüsterten 
miteinanber unb horchten auf bie Mutter, bie in ber hellen Weih- 
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