fullscreen: Die deutsche Geschichte

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da, wo er sie begonnen, durch seinen Märtyrtod, Lei Dokkum im 
heutigen Friesland, am 5. Juni 755. 
„Als er sah im Alter blühen, 
Was er einst als Jüngling baute, 
Und das Ende seiner Mühen 
Schon im Geist vorauserschautc, 
Da ergriff den Greis aufs Neu' 
Jener Liebe heiß Verlangen: 
Zu den Friesen ist er treu, 
Sie zu lehren, ausgegangen; 
Und es hat von Gott zum Lohne 
Dort die heilge Märterkrone 
Bonifacius empfangen. 
Liebe lehrte noch sein Mund, 
Als er sank zum Tode wund." 
Denn als seine Begleiter den heranstürmeuden Heiden mit den 
Waffen Widerstand leisten wollten, wehrte er ihnen, indem er sprach: 
„Die heilige Schrift lehrt uns, Böses mit Gutem zu vergelten." 
Seine Gebeine ruhen, nebst einigen mit seinem Blute getränkten 
Blättern des Evangelienbuches, auf welches er sterbend als auf seinem 
Schild niedersank, in seinem Fulda. Die dankbare Nachwelt verehrt 
ihn als den „Apostel der Deutschen". 
Des Bonifacius Zögling Gregor, ein fränkischer Prinz, nahm an 
dem Volke, das seinen geistlichen Vater erschlagen, edle Christeurache, 
indem er der „Apostel der Friesen" wurde, und ihre Bekehrung 
vollendete. 
§. 30. Heilsamer Einfluß des Christenthums in Deutschland. 
Wenn auch die Bekehrung der Deutschen im Allgemeinen nicht sowohl 
das Werk einer gründlichen evangelischen Belehrung und einer darauf 
erfolgten Herzensüberzeugung war, sondern viel mehr durch äußere Mittel, 
namentlich durch den gewaltigen Einfluß der fränkischen Macht auf die 
Großen des Landes, befördert wurde, so beginnt mit ihr doch ein 
heilsamer Aufschwung der religiösen Gesittung und eine wesentliche, in 
die Augen fallende Verbesserung des Culturzustandes des ganzen Volkes. 
Zwar blieb heidnischer Aberglaube noch lange in den Gemüthern bei 
dem äußeren Christenbekenntniß, zwar wollte die christliche Feindesliebe 
den kräftigen Naturmenschen nicht zusagen, aber sie standen doch jetzt in 
der heiligen Zucht der Kirche, welche die Leidenschaften bändigte, kein 
Ansehen der Person kannte, und sie zu sanfteren Sitten gewöhnte. 
Das Verdienst, welches sich hierbei die Klöster erworben, ist nicht 
genug zu preisen. Der einzige Mönchsorden, welcher damals bestand, 
war der der Benediktiner, gestiftet von dem heiligen Benedict von Nursia, 
der seine Mönche den Grundsatz ausüben lehrte: „bete und arbeite!" 
Sie beschäftigten sich mit wissenschaftlichen Studien, Abschreiben klas¬ 
sischer und anderer nützlicher Bücher, Unterricht der Jugend und mit 
den verschiedenen Gewerben des weltlichen Lebens, vorzüglich dem Acker-
	        
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