§ 40. Die Republik Frankreich.
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des Landes und des gewaltigen Fremdenzuflusses, wie keine andere
Hauptstadt der Welt; durch eine Reihe von Außenforts stark befestigt. —
Versailles, einst die prachtvolle Residenz der französischen Könige,
in deren Schloß (im salle des glaces) am 18. Januar 1871 Wilhelm I.
zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde. — Rouen, wo die Seine für
Seeschiffe fahrbar ist, und Le Havre, Festung, beide bedeutend für
Baumwollenwaren. — Lille in dem dichtbevölkerten Flandern, Mittel-
punkt der Leinen- und Baumwollenindustrie. — Calais, Überfahrts¬
hafen nach England, (1V2 —3 Stunden). — Reims, 110000 Einw.,
alte Krönungsstadt der französischen Könige mit berühmtem Dom. Fabri-
kation von Champagner. — Sedan, 2. September 1870.
Im O. Nancy, ebenso wie Toul und Verdun stark befestigt.
S. des Wasgau zum Schutz der burgundischen Pforte die starken
Festungen Belfort und am Doubs Besanyon (Uhrenfabrikation).
Im SO. Lyon, Fabrikation von Seide und Samt, 460000 Einw.
— St. Etienne, Fabrikstadt für Metallwaren, besonders Waffen.
— In den Alpen Grenoble, stark befestigt, weil Knotenpunkt wichtiger
Gebirgsstraßen. N. davon bis zum Genfer See das ärmste Land Frank-
reichs, Savoyen, dessen Bewohner vielfach in den großen Städten
sich ihr Brot verdienen müssen. — Am Unterlauf des Rhone Avignon,
das im Mittelalter eine Zeitlang päpstliche Residenz war. — Aix, be¬
rühmter Badeort mit warmen Quellen. — Am Meere Marseille,
nächst Hamburg und Antwerpen der bedeutendste Handelshafen des Fest-
landes, 490 000 Einw., sehr bedeutender Handel nach Italien, Afrika und
der Levante. — Toulon, wichtiger, befestigter Kriegshafen. — Nizza
(franzöf. Nice), 105000 Einw., wegen des herrlich milden Klimas Zu-
flucht vieler Lungenkranken im Winter, ebenso das an der Grenze
Italiens gelegene Küstenörtchen Mentone.
Hier an der Küste das unter französischem Schutze stehende Fürsten-
tum Monaco, der kleinste Staat Europas, berüchtigt durch seine
Spielhölle; im Mittelmeer die zu Frankreich gehörige Insel Korsika,
das Geburtsland Napoleons I. (Vergl. § 46.)
Im SW. in der alten Provinz Languedoc*) Montpellier,
von prangenden Gärten umgeben, eine schon im Mittelalter für das
medizinische Studium berühmte Universität. — Toulouse (an?). —
Bordeaux, der Mittelpunkt des Weinhandels, 255 000 Einw., schon
bei den Römern bedeutend. — Biarritz, ein vielbesuchter Badeort.
*) Languedoc, d. i. die provenzalische Sprache, in welcher die Bejahung
nicht wie in N.-Frankreich „oui", sondern ;,oc" heißt.