§ 19. Größe der Erde, 45
anzeigen. Mit einein Winkelinstrumente suchen sie täglich den Augenblick wahr-
zunehmen, in dem die Sonne ihren höchsten Stand erreicht; dann ist es
12 Uhr mittags. Sind sie auf w. Fahrt begriffen und lesen sie in diesem
Augenblick auf ihrem Chronometer 4Uhr ab, so befinden sie sich 4 Stunden-^
60" w. v. Gr.; sind sie auf ö. Fahrt begriffen und lesen sie im Augen-
blick ihres Mittags 8 Uhr ab, so befinden sie sich 4 Stunden = 60° ö.
v. Gr.
Ungleichmäßiger Gang des Chronometers bedingt bei längerer Dauer
einer Reise eine zunehmende Unsicherheit seiner Angaben und somit auch der
Längenbestimmung.
Besteht zwischeu zwei Orten telegraphische Verbindung, so wird die Uhr-
vergleichuug am sichersten auf telegraphischem Wege ausgeführt. Der Be-
obachter des einen Ortes meldet dem anderen einen gewissen verabredeten
Zeitmoment; der letztere liest auf seiner Uhr die im Augenblicke des Empfanges
angezeigte Zeit ab. Der Zeitunterschied ergibt sich dann, wenn noch die
Verzögerung der Zeitmeldung durch die Leitung in Rechnung gezogen wird.
Nach der gegenseitigen Lage ihrer Wohnorte auf dem Erdball kann man
unterscheiden^ Nebenwohner, Gegenwohner und Gegenfnßler. Die Neben-
wohner befinden sich auf demselben Parallelkreise, aber um 180° Länge
voneinander abweichend, z. B. C und D (Fig. 37]. Sie haben entgegen¬
gesetzte Tageszeiten und gleiche Jahreszeiten. Die Gegenwohner befinden
sich auf demselben Meridian, aber auf entgegengesetzten Parallelkreisen, z. B.
C und F. Sie haben gleiche Tageszeiten und entgegengesetzte Jahreszeiten.
Die Gegenfnßler —Antipoden — wohnen sowohl auf eutgegeugesetzteu
Meridianen als auch aus entgegengesetzten Breitenkreisen, z. B. C und E.
Wenn man die Erde durchbohren könnte, würde man durch den Erdmittel-
Punkt die Sohlen der Gegensüßler treffen. Sie haben entgegengesetzte Tages-
und Jahreszeiten.
§ 19. Größe der Erde.
Um die Größe der Erde zu ermitteln, bedarf es nur der Messimg der
Läuge eines Meridiangrades in irgend einer Längeneinheit. Nimmt man
diese Größe 360 mal, so erhält man den Erdumfang, aus dem alsdann der
Erdradius berechnet werden kann.
Die erste Gradmessung wurde von Eratosthenes 250 v. Chr. aus-
geführt. Dieser wußte, daß zur Zeit des Sommersolstitiums die Sonne sich
in einem tiefen Brnnnen von Syene, dem
heutigen Assuau, spiegelte, daß also dort
um diese Zeit die Sonne im Zenit stand.
In Alexandria wurde die Zenitdistanz der
Sonne zur Zeit des Sommersolstitiums zu
a = 7012'^=-gL des vollen Kreises er-
mittelt (Fig. 39); ^ des Erdumfanges
betrug daher auch die Entfernung .4$
Alexandria—Syene unter der Voraussetzung, Fig. 39. Gradmessung.