Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

— 189 — 
Löwenherz von England, worin er ihm die Normandie, Maine, 
Touraine und Poitou entriss, und sicherte diesen Besitz durch 
einen Sieg bei Bouvines über den Herzog von Brabant und den 
Kaiser Otto IV., die Verbündeten der Engländer, 1214 (s. 8. 166). 
Als die englischen Barone erzürnt, dass der König Johann ohne 
Land den ihm abgerungenen Freiheitsbrief der Magna Charta 
widerrief, dem französischen Thronerben Ludwig, dessen Gemahlin 
eine Enkelin Heinrichs II. war, den englischen Thron anboten, 
nahm dieser London ein und liess sich huldigen, musste aber, als 
die englische Nation nach Johanns Tode Heinrich III. erhob, Eng¬ 
land wieder verlassen. Mit besonderer Sorgfalt suchte er die 
Städte, besonders Paris, zu heben, richtete eine städtische Miliz 
(Sergens d’armes) ein und schuf den Pairshof, ein aus 
6 Bischöfen und den 6 höchsten Kronvasallen zusammengesetztes 
Gericht über die Grossen (Judicium parium), welches zugleich als 
engerer Rat des Königs und als oberster Gerichtshof galt. Seine 
Teilnahme am 3. Kreuzzuge s. S. 160. 
8. Ludwig VIII., 1223—26, führte Krieg gegen den Grafen 
Raimund VII. von Toulouse; s. S. 168. 
9. Ludwig IX. der Heilige, 1226—70. Seine staatskluge 
Mutter Bianca, welche anfangs die vormundschaftliche Regierung 
führte, beendigte die Albigenserkriege, nachdem Raimund VII. 
von Toulouse die eine Hälfte seines Landes an die Krone abge¬ 
treten und die andere Hälfte seiner Tochter zugesagt hatte, welche 
einen Bruder des Königs heiratete. Die Streitigkeiten mit England 
entschied Ludwig, indem er dem englischen Könige Heinrich III. 
den Hauptteil von Guyenne abtrat und dieser als Herzog von 
Guyenne Pair von Frankreich wurde; dagegen musste Heinrich 
auf die Normandie und Bretagne, auf Anjou, Maine und Touraine 
verzichten. Im Innern sorgte er für gute Handhabung der Rechts¬ 
pflege durch bessere Gesetze (Etablissements de St. Louis), 
in denen er den Zweikampf als Beweismittel ausschloss, den 
Instanzengang regelte und die Appellationen an das königliche 
Gericht erweiterte. Die öffentliche Sicherheit beförderte er durch 
Beschränkung des Fehdewesens, die Wissenschaften durch Stiftung 
der theologischen Schule zu Paris (Sorbonne). Seine beiden 
Kreuzzüge:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.