Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde der außereuropäischen Erdtheile ([Bd.] 1)

158 Buch III. Allgemeiner Theil der historischen Geographie. 
meile ohne Vermittelung zur Vorstellung von etwa 10000 GMln. überzugehn. 
Es würde hierbei aber auch wenig helfen, wollte man zur Vergleichung der 
Länder größere Einheiten, etwa den Quadratgrad (15.15 — 225 Güttin. — 
ca. 12400 lüKil.) einführen. Am gerathensten dürfte es sein, sich Zwischen¬ 
glieder zu bilden und eine Reihe von Grundzahlen, welche auch ziffermäßig 
leicht zu behalten sind, einzuprägen. So wird die GMeile einen unmittelbaren 
Vorstellungswerth höchstens für die Ausdehnung eines preußischen Kreises 
(durchschnittlich ca. 15 n>Mln. oder 800 □Kit.) haben, über welche Grenze 
hinaus noch heute die Mehrzahl der Bewohner niemals kommt. Ein beträcht- 
licher Theil derselben wird sich in unserm Eisenbahnzeitalter durch eigene An- 
schauung wenigstens den Begriff von der Ausdehnung einer preußischen 
Provinz (es. 600 HiMln. — 33000H>Kil.) machen können. Sie kann ihm 
ein Anhaltspunkt zur Vergleichung einer Reihe von europäischen Mittelstaaten 
(Belgien 535 UlMln., Niederlande ffOOoMln., Schweiz 750 DMIn. jc.) und 
auch von größeren Staatengruppen (z. B. Süddeutschland — vier jener Pro¬ 
vinzen) werden. Die Letztern führen wieder zu den größern europäischen 
Staaten Deutschland (10000 n>Mln. = 550000 □Äil.), pyrenäische Halbinsel 
(10700 □üttln.), Frankreich (9600 iuMln.), und mit ihnen kann man wieder 
außereuropäische Gebiete messen. Auf diese Weise gewinnen die todten Zahlen 
für uns Bedeutung. Unwillkürlich verknüpfen wir mit ihnen sofort eine Vor- 
stellung durch den Vergleich mit dem einmal eingelernten Maßstab. Von großem 
Vortheil ist hierfür der Versuch, die Flächenräume auf der Karte abzuschätzen. 
Als Vorübung empfiehlt es sich zunächst, die lineare Entfernung zweier Punkte 
auf der Karte nach dem Augenmaße zu tarieren, wobei man als Grundmaße 
den Breitengrad (15 Mln. — III Kil.) oder gewisse Küstenstrecken (Westküste 
Spaniens in gerader Linie 100 Mln. oder 750 Kil.) und Gebirgszüge (Kau- 
kasus 150 Mln. oder 1100 Kil.) wählen kann. Ein Hindernis für diese un- 
mittelbare Abschätzung durch das Augenmaß liegt freilich in dem ungleichen 
Reduetionsverhältnis, in dem die Karten eines Atlas entworfen sind. Man 
sieht die außereuropäischen Erdtheile meist in einem verhältnismäßig sehr viel 
kleineren Maßstabe entworfen und denkt sich dieselben daher zu klein im Ver- 
gleich mit Europa. Deshalb pflegt man in neuern Atlanten als dankenswerthe 
Zugabe jenen Karten der fernen Länder Neben - Kärtchen beizufügen, welche 
das Heimatsland in gleichem Maßstabe wie die Hauptkarte wiedergeben. 
Hinsichtlich der Bevölkerungszahlen gilt das Nämliche. Sie beruhen 
für den größten Theil der Erde noch heute auf bloßen Schätzungen. Vergl. S. 133. 
Freilich ist damit gegen die Zeiten am Anfang dieses Jahrh. ein ungeheurer 
Fortschritt bezeichnet. Denn während man damals mit geringen Ausnahmen 
für die ganze Erde aus Schätzungen angewiesen war, haben seitdem in allen 
Staaten Europas, in den bei weitem meisten Ländern Amerikas, in Australien, 
Nordafrika und dem Capland, in Sibirien und dem großen Gebiet von 
Britisch- und Holländifch-Jndien und selbst Japan wirkliche Zählungen statt- 
gefunden, welche freilich je nach dem Eulturzustand der betreffenden Einwohner 
nicht überall gleichen Anspruch auf Zuverlässigkeit haben. Immerhin darf 
man unter einer Gesammtbevölkerung der Erde von rund 1400 Millionen 
Menschen annehmen, daß man eine Summe von 600 Millionen, also etwa 
die Hälfte durch Zählungen constatiert hat. Wenn daher im Gebiete der reinen 
Schätzungen dem Einzelnen es unbenommen ist, seine eigenen Untersuchungen 
einzustellen oder unter verschiedenen Angaben die ihm wahrscheinlichste vorzu- 
ziehen, ist dies da, wo die Erhebungen auf Zählungen zurückzuführen sind, 
nicht mehr gestattet. Trotz dieses Sachverhalts zeigen die statistischen An- 
gaben in gleichzeitig erscheinenden Werken leider häufige Differenzen; dies rührt 
daher, daß jene Volkszählungen, welche periodisch zu sein Pflegen, nicht gleich- 
zeitig stattfinden. (In Großbritannien, Nordamerika, Italien, Belgien :c. 
zählt man alle zehn, in Frankreich, Deutschland alle fünf Jahre). Genau
	        
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