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„Nun denn,“ rief der Kaiser entrüstet, so mub ieh ihnen sagen,
Herr Amtmann, daßz sie mit dem Korn und semner Austheilung Zar
niehts mehr zu schaffen haben. Sie vind von dem Kaiser, den vbie
hier vor sieh sehen, als ein Unwürdiger ihroß dnes eten Di—
Vertheilung aber besorgen sie, Herr Aineschreiber, vie sind von hect—
an Amtmann!“
273. Aus dem Leben Friedrich Wilhelms III.)
Eylert.
a. Der Knabe und der Lieutenant.
Als der König einmal, in eine einfache Officiers-Uniform gekleidet, mit
einer seiner Töchter im Thiergarten spazieren geht, läuft ein armer Knabe
neben dem von ihm un—
erkannten König her und
bittet, ihm eine von den
kleinen Börsen abzukaufen,
die er in großer Anzahl
in dem vorgehaltenen Körb—
chen trug. Der fremde Herr
weiset ihn zurück; das Kind
hört aber nicht auf zu bit⸗
ten: „Ach, Herr Lieutenant,
kaufen sie mir doch eine
Börse ab! Sie kostet nur
sechs Groschen; und wenn
sie auch keine brauchen, dann
schenken sie der schöneun Mam⸗
sell eine, die sie am Arme
haben.“ Noch einmal zurück—
gewiesen, seufzt der Knabe
aus tiefer Brust: „Ach, nun
haben wir diesen Mittag
nichts zu essen!“ — Jetzl
steht der König still und
nimmt aus dem Körbchen
sechs Börsen, dem Kinde einen doppelten Friedrichsdor reichend.
Wie der Knabe das Gold sieht, spricht er: „Ach, gnädiger Herr Lieute—
nant, geben sie mir lieber Groschen, ich habe weiler kein Geld und kann
darauf nicht zurückgeben.“ Gerührt von der Ehrlichkeit des Kindes, das mit
unschuldigem, offenem Angesicht ihn ansieht, erkundigt er sich nach seinen
Familienverhältnissen und erführt, daß seine Mutter, die Witwe eines ge—
wesenen Feldwebels, mit sechs noch unmündigen Kindern in einem Dach⸗
stübchen wohne und sich kümmerlich vom Verfertigen kleiner Geldbörsen
ernähre. „Nun,“ sagte der vermeinte Lieutenant, „dann geh nach Hause und
bring deiner Mutter das Geld; ich will's ihr schenken.“ Begluͤckt über die
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) regierte von 1797 - 1840.