Full text: Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie

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Die Meteorite. 
ihre Geschwindigkeit 30 bis 40 km in der Sekunde. Spo¬ 
radisch erscheinen einzelne Sternschnuppen in jeder Nacht 
an allen Orten des Himmels, am häufigsten in den Frühstunden 
von 2 bis 3 Uhr morgens, weil wir dann den Teil des Himmels 
über uns haben, nach welchem sich die Erde hinbewegt. 
Viel auffallender sind die periodisch wiederkehrenden 
Sternschnuppenschwärme, die zu Zeiten ein prächtiges 
Schauspiel gewähren. Besonders ausgezeichnet ist der Lauren- 
tiusschwarm vom 10. bis 12. August (sogenannt nach dem 
Kalenderheiligen vom 10. Aug.), alle einzelnen Sternschnuppen 
desselben scheinen aus einem Punkte, den man ihren 
Radiationspunkt nennt, des Sternbildes Perseus zu kommen, 
sie führen daher auch den Namen der Perseiden; ihre Zahl 
schwankt übrigens in den einzelnen Jahren, doch ist der 
Unterschied nicht sehr erheblich. Glänzender noch ist die Er¬ 
scheinung des Novemberschwarmes vom 11. bis 14. November, 
der von seinem Radiationspunkt im Löwen den Namen der 
Leoniden erhalten hat. Die höchste Pracht und Fülle ent¬ 
faltet derselbe alle 33 bis 34 Jahre; zuerst wurde er im Jahre 
1799 von Humboldt und Bonpland an der Küste von Vene¬ 
zuela beobachtet, 1833 und 1866 erschien er ebenso glänzend 
wieder, in Berlin zählte man z B. um 2 Uhr früh in jeder 
Minute 55 Sternschnuppen. 
Ein innerer Zusammenhang zwischen diesen Stern¬ 
schnuppenschwärmen und bestimmten Kometen ist 
durch die Untersuchungen von Leverrier, Schiaparelli u. a. 
festgestellt. Die Bahnelemente der Perseiden stimmen merk¬ 
würdig mit denen des Kometen III 1862, der Leoniden mit 
denen des Kometen I 1866, des kleineren Aprilschwarms 
(19—23 April) mit denen des Kometen I 1861 überein, und 
der dichte Sternschnuppenregen vom 27. November 1872, der 
sich 13 Jahre später wiederholte, hat sicher seinen Grund 
darin, dass die Erde beide Mal an diesen Tagen die eine Hälfte 
des Bielaschen Kometen (§ 30) durchquert hat. 
Danach hält man jetzt allgemein, nachdem Chladni schon 
im Jahre 1794 zuerst diese Ansicht ausgesprochen hatte, die 
Sternschnuppen so gut wie die Feuerkugeln, von denen sie 
generell nicht verschieden sind, da allmähliche Übergänge 
zwischen ihnen vorkommen, für kosmischen Ursprungs. 
Die sporadischen Sternschnuppen entstehen, wenn kleinste 
kosmische Partikeln vielleicht nur von wenigen Gramm Ge¬ 
wicht, die überall in unserem Sonnensystem umherkreisen, in 
die Atmosphäre der Erde gelangen und hier sich erhitzend 
und in Gas verwandelnd aufleuchten; die Sternschnuppen¬ 
schwärme dagegen verdanken einem Ring kosmischer Materie, 
in den ein Komet sich ganz oder teilweise aufgelöst hat, ihren 
Ursprung; schneidet nämlich die Erde diesen Ring, so dringen
	        
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