Full text: [Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj] (Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj)

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zwei Grad. Das Hadern oder Nachbrüten dauert bei den Nesthockern 
mehrere Tage. Wie sauer wird den Papageien die Elternschaft, die 
ihr kleines Gesindlein drei bis vier Wochen im Neste behalten, und 
vollends den armen, kleinen Sturmschwalben, deren Junge Ende Juni 
ausschlüpfen, aber erst Ende November flügge sind. Wenn so ein 
Sturmschwälbchen zwölf Jahre alt wird, so hat es fünf Jahre lang nur 
seine Kinder zu warten. 
-Haben die Jungen auch nicht viel mit auf die Welt gebracht, 
einen Appetit entwickeln sie, der großartig ist und die Alten vom Tages¬ 
anbruch bis zum Abend nicht recht zu Atem kommen läßt. Lieber 
Himmel! Wie müssen die Tierchen arbeiten ums tägliche Brot für 
sich und ihre Kinder, und wie unermüdlich tun sie es! Vielfach 
bringen die Vögel wie der Mensch für ihre Kinder eine besondere 
Diät in Anwendung. ^^Die erste Nahrung, welche die jungen Insekten¬ 
fresser erhalten, sind weiche Kerbtiere, zarte Räupchen, bei vielen auch 
Spinnen/ erst nach und nach werden härtere, grob zerkleinerte Insekten 
verfüttert. . 
Doch nicht nur für den Magen ihrer Kinder sorgen viele Vögel; 
sie sind auch noch in anderer Weise auf ihr Wohlergehen bedacht. 
Wenn es im Juni die liebe Sonne gar zu gut meint und den jungen 
Störchen im schattenlosen Neste gar zu sehr aufs Fell brennt, dann 
bringen ihnen die klugen Alten fleißig Wasser im Schnabel, machen auch 
ihr Gefieder naß und schütten es über ihee schmorenden Kinder aus. 
Raubvögel, denen am Horste aufgelauert wurde, trugen den Jungen 
doch Futter zu; aber sie kreisten oberhalb der Schußweite und ließen 
es von da ins Nest fallen. 
Nicht minder liegt den Vögeln die Sicherheit der Ihrigen am 
Herzen. Raubt man der Eule ein Junges aus dem Neste, so bringt sie 
die übrigen, behutsam im Schuabel tragend, in der nächsten Nacht for/- 
während die Schnepfen bei ähnlichen Veranlassungen ihre Kleinen 
zwischen Schnabel und Brust eingeklemmt von dannen schleppen. 
Bei sehr vielen Vögeln ist es nicht genug, daß die Eier ausgebrütet und 
die Jungen aufgefüttert werden; es macht sich vielfach auch eine Art Er- 
ziehuug nötig. Man beobachte nur einmal eine Henne, die ihre Küchlein 
führt, mit welcher Aufmerksamkeit sie das Tun und Treiben der unruhigen 
kleinen Schar bewacht. Eine Katze schleicht über den Hof, hoch in den Lüften 
zeigt sich ein Raubvogel: es genügt ein warnendes Signal der Glucke, 
um die kleine Gesellschaft unter den sicheren Schutz ihrer mütterlichen 
Fittiche zu locken. Ihre Augen sind überall. Ein Küchlein kommt 
vorlaut und unbedacht nach Kinderart der Jauchenpfütze oder einem
	        
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