VIH
amerikanischen Ansiedelung und in der englischen Weltstadt u. s. w. präg¬
nant und lebendig zu schildern, das ist ihr Zweck, und sie unterscheiden
sich dadurch von den bloßen „Landschaftsbildern"*), die schon in früheren
Cursen (bei der sogenannten physikalischen Geographie) herangezogen wer¬
den können, daß sie auf jedes Landschaftsbild den Menschen stellen, der
im Vordergrund stehend den Hintergrund erklärt und verständlich macht
und zugleich von demselben die Beleuchtung und das Relies empfängt.
Eben darum aber, weil sie den Menschen und die Natur in ihrer Einheit
auffassen, muß Naturkunde und Naturlehre, welche überwiegend auf das
Physische den Ton legen und als Elemente der physikalischen Geographie
behandelt werden müssen, sowie die Geschichte, welche die Culturstufen
der Menschheit im Nacheinander der Zeit anschaulich macht und über¬
wiegend auf das Ethische den Ton legt, vorhergegangen sein — sie bilden
die einzelnen Momente, welche die Culturgeographie als der letzte Curs
in Eins zusammensaßt. Darum haben die Culturbilder auch eine tüchtige
Vaterlandskunde zur Voraussetzung, und die Zeit wird hoffentlich
nicht mehr fern sein, wo ein vaterländisches Lesebuch, wie das von Curt-
man, in keiner Volksschule fehlen wird.
Da meine „Charakterbilder" einen gründlichen geographischen Unter¬
richt fordern und methodisch gewandte Lehrer voraussetzen, so brauche
ich wohl kaum bemerklich zu machen, daß nicht mit den complicirten
Culturoerhältnissen Europa's der Anfang gemacht werden darf, sondern
mit den einfachsten einer Polarscene, einer Wüstennatur, einer Steppe,
wo das Wechselverhältniß zwischen Boden, Pflanze, Thier und Mensch
leicht in die Augen springt. Wenn ich Verwandtes zusammenstellend doch
im Allgemeinen den Rahmen der Erdtheile beibehalten habe, so mag
man das entschuldigen, da diese Anordnung das Aufsuchen des jedesmal
Nothwendigen nicht eben erschweren wird. Indem ich viel entschiedener
die ästhetische Rücksicht verfolgt habe, als es bisher in ähnlichen Werken
geschehen, so habe ich auch überall ein in sich vollendetes abgeschlossenes
Gemälde — nicht bloße Excerpte — aufgestellt. Dabei habe ich aber so
viel als möglich die lebendige Schilderung des Reisenden unverändert
gelassen, da jede Darstellung um so eingreifender wirkt, als sie von der
lebendigen Persönlichkeit getragen wird. Daß ich überall bedeutende
Persönlichkeiten herangezogen, solche, die mit wahrhaft historisch-geogra¬
phischem Sinne geschrieben, und daß ich nur classische Darstellungen aus¬
gewählt habe, das hielt ich für eine der Hauptrücksichten, die ich bei
Entwurf der Arbeit nehmen mußte. Daß ich auch aus der fremden
*) Nur einige wenige sind — zur bessern Beleuchtung ihrer Umgebung — davon
mitgetheilt.