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Deutschland unter eigenen "Königen.
Hafter Machtentfaltung. Er wollte seine Residenz nach Rom verlegen
und diefe Stadt zur Hauptstadt eines italienisch-deutschen Weltreichs,
ähnlich dem alten römischen, machen. Dies erregte aber ebensoviel Un¬
mut bei den deutschen Großen, welche mit Recht darin eine Gefahr
für die wahren Interessen Deutschlands erblickten, wie bei den Italienern,
welche sich mit einer ihnen verhaßten Fremdherrschaft bedroht sahen.
Die Ersteren dachten sogar an eine Absetzung Ottos, die Letzteren
empörten sich gegen ihn unter Führung des Römers Crescentins. Der
von Otto als Gregor V. zum Papst eingesetzte Bischof Bruno ward
ermordet, Otto selbst von den Empörern in dem Kastell Paterno be¬
lagert. Er starb (wie es hieß, vergiftet durch die Witwe des Cres-
ceutius, den er hatte hinrichten lassen,) erst 22 Jahre alt (1002).
Mit ihm erlosch der ältere Zweig des Lndolsingischen Hauses.
Als nächster Verwandter machte Heinrich von Bayern, (der
Sohn des „Zänkers", der inzwischen gestorben war) Anspruch auf
den Thron, fand aber Mitbewerber an zwei anderen Fürsten, Eckhard
von Meißen und Hermann von Schwaben, und mußte daher die
Wahlstimmen der Fürsten durch allerhand Zugeständnisse auf Kosten
der Königsgewalt erkaufen. Auch Heinrich II. widmete einen großen Teil
seiner Zeit und der Kraft des Reiches den Angelegenheiten Italiens.
Dreimal mußte er dorthin gehen, um die Ordnung herzustellen. So
kam es, daß er mit dem über Böhmen und Polen regierenden Bo-
leslav II. eilten nicht besonders vorteilhaften Frieden (zu Budissiu,
1018) schließen mußte.
Heinrich II. starb ohne männliche Erben (1027). Mit ihm
erlosch das sächsische Haus auch in seiner Nebenlinie, und es
mußte daher zur Wahl eines Königs aus einem andern Hause ge¬
schritten werden. Diese Wahl ward mit ungewöhnlicher Feierlichkeit
vollzogen. Auf der großen Rheinebene zwischen Worms und Mainz
kamen die Großen der verschiedenen Stämme mit zahlreichem Gefolge
zusammen. Rechts lagerten die Sachsen, die Ostfranken, die Bayern
und die Schwaben, links die westlichen Franken und die Lothringer.
Lange ward unter den Führern über die Person des zu Wählenden
verhandelt. Endlich vereinigten sich die Stimmen aus zwei hervor¬
ragende Männer aus dem fränkifchen Stamme, beide mit Namen
Konrad. Der ältere Kourad war ein bloßer Graf, aber reich be¬
gütert und hochangesehen; der jüngere war Herzog der Franken.
Beide verständigten sich untereinander dahin, daß, welcher auch ge¬
wählt werde, der andere ihm willig huldigen wolle. Darauf eröff¬
nete Erzbischof Aribo vou Mainz die eigentliche Wahlverhandlung