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an sogenannten Brandmauern, welche die einzelnen Häuser von einander 
trennen und jedes Haus als ein für sich bestehendes von den Nachbar¬ 
häusern absondern. Hier lehnt sich Haus an Haus ohne solche Brand¬ 
mauer, woraus großentheils die Verheerungen der Feuersbrunst von 1842 
sich erklären. Brände in diesem eng und leicht gebauten Häusergewirr 
müssen, finden sie gleich beim Entstehen viel Nahrungsstoff, und treibt ein 
ungünstiger Wind die Flamme über die Satteldächer der Nachbarhäuser, 
immer gefährlich werden. Daß dennoch bei den sehr häufig vorkommen¬ 
den Bränden in Hamburg selten wirklich bedeutende Feuersbrünste statt¬ 
finden, möchte nur darin seine Erklärung finden, daß der überaus starken 
Bevölkerung wegen jegliche Feuersgefahr sogleich entdeckt wird. Nur ein¬ 
zelne Straßen, wie die große Reichenstraße, die Gröningerstraße, die 
Katharinenstraße re., sind besser gebaut und haben zum Theil Häuser, 
welche den alten stolzen Kaufmannshäusern Lübecks zwar nicht gleichkom¬ 
men, aber doch ähneln. 
Nicht viel besser gebaut ist der westlich gelegene Stadttheil, die Neu¬ 
stadt. Auch diese Region Hamburgs trägt den Stempel altholländischer 
Bauart, nur hat dieselbe ihrerhöhern Lage wegen von den Fluthbewegungen 
des Meeres und dein Hochwasser der Elbe nichts zu leiden. Der Verkehr 
ist eben so stark und auf einzelnen Straßen, wie dem alten und neuen 
Steinwege, der Fuhlentwiete, die sich schlangenartig durch dieses Stadt¬ 
viertel windet, übertrifft er sogar noch den in der Altstadt. An Werkel¬ 
tagen wogt auf diesen Straßenkanälen, welche den Verkehr mit Altona 
vermitteln, ein solcher Strom von Menschen, Pferden und Wagen, daß 
dieses ununterbrochene Gewühl hin und wieder Drängender nur etwa von 
dem Leben auf dem Toledo, der Hauptstraße Neapels, übertroffen wird. 
Zwischen diesen beiden Städten — denn Städte muß man beide 
Hälften nennen — mitten irtrte liegt der Neubau, welchen die auflodernde 
Flamme des fünften Mai 1842 geschaffen hat. Drei Tage und eben so 
viele Nächte verwandelten genau den Kern der gewaltigen Stadt, und 
darunter die unbedingt schönsten Straßen, in einen glühenden Aschen¬ 
haufen. Dieser Neubau macht gegenwärtig Hamburg zur glänzendsten 
Stadt in Deutschland. 
Man kann vielleicht Gegründetes an der Architektur dieses neuen 
Stadttheils auszusetzen finden, zugeben wird man immer müssen, daß der 
Totaleindruck dieser Stadt von Palästen großartig, überraschend, fesselnd 
ist. Die alten, seltsam gegiebelten Häuser Lübecks mit ihren bunten Ziegel¬ 
reliefs, ihren bald verwischten, bald durch das Wetter zerstörten Zier¬ 
rathen sind malerischer und lassen uns glauben, es müsse in dieser steiner¬ 
nen Romantik auch ein wunderbar romantisch gesinntes Geschlecht wohnen. 
Hamburgs Prachtpaläste geben romantischen Gedanken keinen Raum, und 
dennoch liegt auch in ihnen etwas seltsam Fesselndes. Wenn man herab¬ 
sieht auf diese Straßen, dann glaubt man eine Stadt von Burgen vor sich zu 
haben, so hoch gethürmt steigen diese Häusermassen empor, und so mittel¬
	        
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