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Kaffee giebt es, um sie einigermaßen nrunter zu erhalten; Handarbeit in 
Gesellschaft wäre auch unerhört; der gegenseitige Anzug ist leider zu bald 
durchgemustert. In der trostlosesten Stimmung sitzen sie und sind alle 
des Lebens herzlich überdrüssig. Wie gern schliefen sie ein! Aber das 
schickt sich nicht. 
Endlich ist eine Stunde so jämmerlich hingeschlichen. Sie haben vom 
Wetter gesprochen, vom Theater; das ist hier aber kein so gangbarer Arti¬ 
kel, als in anderen Orten, denn man geht viel seltener hin. Die Fremde 
ist zehnmal gefragt worden, wie ihr London gefalle, und sie hat zehnmal 
pflichtschuldigst geantwortet: ganz ausnehmend wohl. Da macht denn end¬ 
lich die Frau vom Hause den: Jammer dadurch ein Ende, daß sie die 
Herren zum Thee bitten läßt. 
Man sagt, die schnellere oder langsamere Befolgung dieses Winks sei 
das sicherste Zeichen, wer im Hause herrsche, ob der Alaun oder die Frau. 
Indessen, wenn sie auch zögern, sie kommen doch, die Herren, — ein 
wenig heiter, ein wenig redselig; aber, zur Ehre sei es gesagt, betrunken 
haben wir bei solchen Gelegenheiten Keinen gesehen. 
Die Dame macht jetzt den Thee sehr umständlich. Die Fragen, wie 
man ihn findet, wie man ihn wünscht, ob süß, ob mit viel Milch oder 
wenig, werden auch hier nicht unterlassen. In einigen Häusern wird er 
draußen servirt und vom Bedienten herumgereicht; doch dies sind Aus¬ 
nahmen von der Regel; die englischen Ladies lassen sich ungern den Platz 
am Theetisch nehmen, den sie so ehrenvoll behaupten. Neben dem Thee 
wird auch sehr schlechter dünner Kaffee geboten. 
Die Conversation geht nun ein wenig rascher, indessen die Herren 
haben sich bei der Flasche rein ausgesprochen, die Damen sind müde und 
sprechen überhaupt wenig, es wird selten ein munteres, erfreuliches Ge¬ 
spräch daraus. Nach dem Thee fährt man nach Hause, denu sür's Theater 
ist es zu spät, oder man bleibt zum Spiel, je nachdem man eingeladen ist. 
Whist ist das einzige übliche Spiel in Gesellschaft; von unsrer Art 
zu spielen weicht man darin ab, daß man nur Partie simple oder douple 
zählt, kein triple oder quadruple. Auf diese Weise kann man höchstens 
sieben Points in einem Robber verlieren, deren man immer drei spielt, 
nie mehr oder weniger. Die Karten sind sehr groß und theuer, aber 
ungeschickt. Dies ist wohl das einzige Fabrikat, in welchem die Engländer 
anderen Nationen nachstehen. Kartengeld ist nicht gebräuchlich, ebenso 
wenig Trinkgeld an die Bedienten. 
Daß die Engländer sehr gut, sehr ernst und schweigend dies ihr National¬ 
spiel spielen, ist bekannt, nicht aber, daß keineswegs die Spielenden, sondern 
der Herr des Hauses zu bestimmen hat, wie hoch seine Gäste spielen sollen. 
Nach dem Spiele setzt man sich noch zu einem kalten Abendessen von 
Austern, Hummern, Tarts und dergl.; dies wird sehr schnell abgethan. 
Froh, das Vergnügen des Tages überstanden zu haben, fährt man spät 
nach Mitternacht durch die noch immer von Menschen wimmelnden Straßen 
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