Achter Abschnitt. 
1. Physiognomie des heutigen Rom. — 2. Die römische Campagna. — 3. Der 
römische Carneval. — 4. Die heilige Charwoche in Rom. 
1. Physiognomie des heutigen Rom.*) 
Das heutige Nom streckt sich in Gestalt eines Fächers, dessen Griff die 
Porta del Popolo mit der vorstadtartigen Verlängerung nach Ponte Molle 
hin bildet, etwa bis in die Hälfte des von den Umfangsmauern einge¬ 
schlossenen Raumes hinein. Drei Hauptstraßen, die Via del Babuino, die 
Ripetta und zwischen beiden der Corso, bilden gleichsam die Gitterstübe 
dieses Fächers, als deren Endpunkt von Porto del Popolo aus die Kirche 
S. Maria Maggiore, das Capitol und das Judenghetto angesehen werden, 
können. Von diesen drei Punkten abwärts in südlicher Richtung beginnt 
die Trümmerstadt, das alte Rom, dessen Ueberbleibsel, sämmtlich der Kaiser¬ 
zeit angehörig, aus den unabsehbaren Gemüsefeldern, Gärten und Wein¬ 
pflanzungen hervorragen, welche jetzt wohl über zwei Drittheile des von 
den heutigen Umsangsmauern eingeschlossenen Areals bedecken. 
In diesem Reu-Rom geht keine Straße in der Richtung irgend einer 
des alten Rom. Keine Phantasie reicht hin, sich die Vorstellung eines 
Platzes, wie etwa das alte Marsseld war, aus dem wüsten Häusergewirr, 
welches jetzt seine Stelle einnimmt, zu erneuern. Es hat geradezu etwas 
Gespensterhaftes, wenn z. B. in der Nähe des schmutzig-engen Juden¬ 
viertels oder unter den jämmerlichen Häusern am ehemaligen Forum des 
Nerva plötzlich die Reste eines alten Porticus oder ein halbversunkenes 
Säulenpaar vor uns aufsteigen. 
Keine Stadt hat solche Erschütterungen, Verwüstungen, Umwandlungen 
erfahren, wie Rom. Neben dem Charakter einer uralten Residenz des 
geistlichen Oberhirten der Christenheit mit seinen zahllosen Kirchen — deren 
mehr als 300 vorhanden — und den Hofburgen und Schlössern seiner 
geistlichen und weltlichen Fürsten bietet es nun in seinen fashionablen Stadt- 
*) Nach Ad. Stahr, Ein Jahr in Italien (Oldenburg, 1853).
	        
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