Zehnter Abschnitt 
1. Spanien und die Spanier. — 2. Spanisches Land und Volk. — 3. Spaniens 
Wiedergeburt. — 4. Die Einwohner von Madrid. Eigenthümlichkeiten Madrids und 
der Madrider. — 5. Das Wohnhaus des Spaniers. — 6. Das Escurial. 
1. Spanien und die Spanier. 
Reise an die spanische Grenze im Jahre 1820 ") 
Ich wollte das Volk besuchen, durch welches Europa das Gesetz der Ka¬ 
lifen von sich abgewehrt, die neue Welt erobert und neuerdings alle Könige 
wieder frei gemacht hat. 
Als ich mitten in jenen Bergen angelangt war, welche eine so gro߬ 
artige Mauer zwischen Bearn und Navarra bilden, machte ich, durch die 
Schönheiten der Landschaften gefesselt, Halt im Lande der Basken. Hier 
sind die Pyrenäen, welche sich bereits dem Ocean nähern, schon sehr von 
jener Höhe herabgesunken, die sie in der Umgegend von Bagndres und 
gegen den Mont Perdu hin so majestätisch macht. Ihre Gipfel verbergen 
sich hier nicht mehr hinter einem unvergänglichen Schneemantel, und die 
reißenden, zerstörenden Gießbäche, die gewaltigen Amphitheater himmelan¬ 
strebender Felsen, die schauerlich tiefen Abgründe sind verschwunden. Die 
Natur zeigt sich überall als freundliche Wohlthäterin, und statt erhabener 
Scenen voll wilder Pracht zeichnet sie liebliche Bilder eines reichen, frucht¬ 
baren Lebens. Nicht genug, daß Baumgärten, mannigfache Anpflanzungen 
mld fette Triften die Thäler schmücken, und daß die Abhänge der Berge 
mit Alpenröschen (Rhododendron), Maulbeerfeigen (Sykomoren) und 
Obstbäumen bedeckt sind; auch der schroffe Gebirgskamm ist mit Gehölz 
bekränzt, gleichsam mit einer Ungeheuern Guirlande, welche den Rahmen 
des prächtigen Landschaftsgemäldes bildet. Hier und dort schwebt ein Meier¬ 
hof oder eine Sennhütte ganz oben auf diesen gesegneten Höhen, und ganze 
*) „Don Alonso oder Spanien." Eine Geschichte aus der gegenwärtigen Zeit 
von N. A- von Salvandy. Mit einem Vorworte von Goethe. Aus dem Französi¬ 
schen übersetzt. 5 Bde. 1826.
	        
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