I. Die Zeit bis 1740.
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auf die dem Kaiser zugefallenen spanischen Nebenländer. 2) Der Sohn der
Königin Elisabeth soll in Toscana und Parma folgen, — deren Fürstenhäuser
dem Erlöschen nahe waren; 3) Savoyen soll dem Kaiser Sicilien gegen Sar-
dinien abtreten. Savoyen fügte sich; gegen Spanien wurde der Krieg eröffnet,
bald aber Elisabeth dadurch gewonnen, daß ihre Tochter mit Ludwig XV.
verlobt ward, worauf Albsroni zurücktrat (f 1752). — Als jedoch später
Ludwig XV. mit der Tochter des Stanislaus Lescinsky von Polen vermählt
wurde, kam es zu neuen Händeln; erst ein Krieg über die polnische Thron-
folge (1733) zwischen Frankreich und Oesterreich führte einen festen Frieden
(zu Wien 1736 38) herbei, durch welche« 1) Oesterreich an Elifabeth's Sohn
Karl Neapel und Sicilien überließ; 2) Stanislaus Lescinsky (f 1766)
statt Polens Lothringen erhielt (zur Vererbung an Frankreich); 3) der
Herzog Franz Stephan von Lothringen in Toscana (1737) wie Oesterreich
(1731) in Parma folgte. Insbesondere wird Oesterreich zu diesem Frieden
dadurch bestimmt, daß 4) die pragmatische Sanction anerkannt wird
(was nach und nach von allen europäischen Mächten geschieht).
b. Der Osten.
Aus dem nordischen Kriege ging Rußland als vorherrschende Macht
im Osten hervor; auch Preußen hatte sich am Schlüsse desselben verstärkt.
Schweden hatte nicht nur seine Vormacht im Osten eingebüßt, sondern
war auch im Innern zerrüttet, und das Königthum wurde auf lange Zeit
ein Spielball der Adelsränke; Dänemark wurde wie Schweden durch
Rußland im Schach gehalten. Das längst geschwächte Polen geräth immer
mehr in Abhängigkeit von Rußland. Dieses sucht sich auch in Verbindung
mit Oesterreich auf Kosten der ohnmächtigen Türken auszubreiten,
was doch beiden nicht nach Wunsch gelingt.
Nachdem Oesterreich die Türken ans Ungarn zurückgewiesen hatte und
dieses Land sein Erbreich geworden war (1687), führte der zunehmende Ver¬
fall der Pforte siegreiche Angriffe der Nachbaren auf sie herbei. Nachdem
Prinz Engen sie 1697 in der entscheidenden Schlacht bei Z e n t a (an der
Theiß) besiegt, mußten die Türken im Frieden zn C a r l o w i tz (in Slavomen)
1699 große Opfer bringen: 1) Oesterreich erhielt Siebenbürgen, wie
alles Land zwischen Donau und Theiß; 2) Polen (das 1672 abgetretene)
Podolien; 3) Rußland Asow; 4) Venedig den Peloponnes. Wegen
dieses letzteren empfindlichen Verlustes begann die Pforte 1715 einen Krieg
mit Venedig, welches das durch den Carlowitzer Frieden 1699 gewonnene
Motca sehr hart behandelte; dieses ergab sich deshalb sogar willig an die
Türken. Jetzt aber erklärte Oesterreich der Pforte den Krieg, Prinz
Eugen erwarb sich hier noch einmal reiche Lorbeeren, besonders bei Belgrad
(August 1717, deshalb im Volkslieds gefeiert), und im Frieden zu Passa¬
ro w i tz (1718) mußten die Türken Bosnien, Serbien u. s. w. abtreten. Als
sich aber Oesterreich nach Eugen's Tode (f 1736), der zuletzt an dem Rhein