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merkwürdige Verkettung physischer und sittlicher Ursachen, Wahl und Ertrag
der Nahrungspslanzen ihren Einfluß aus drei wichtige Dinge.- auf das
gesellschaftliche od er vereinzelte Leben derFamilie, auf
den mehr oder minder langsamen Fortschritt der Sittigung
und auf den eigenthümlichen Charakter der Landschaft.
7. Plantagen und Neger im tropischen Amerika.
Eine Kaffee- und Znckerplantage aus Cuba.*)
Nachdem ich mir einen vollen Monat lang das behagliche und einiger
maßen träge Leben von Habana hatte gefallen lassen, ergriff ich mit Freu¬
den die dargebotene Gelegenheit, auf dem Besitzthum eines deutschen Pflan¬
zers, an den man mir Empfehlungen freundlichst zukommen ließ, das
Plantagenleben und die ländliche Natur Cuba's kennen zu lernen. Bis
San Antonio benutzte ich die nach dem Hafen Batabano auf der Südküste
quer durch die Insel führende Eisenbahn, eine Anstalt, die ganz in ame¬
rikanischem Styl, doch mit soliden Schienen und Wagen verschiedener
Classen ausgestattet war; auch wachten Bahnwärter mit tüchtigen Lanzen
spitzen an ihren Fähnchen über die Sicherheit der Bahn.
Von San Antonio hatte ich viele Leguas (Wegstunden) zu Pferde
zurückzulegen, eine bei Staub und Mittagshitze etwas beschwerliche, aber
doch wieder anziehende Tour, denn man durchschneidet jenen prächtigen
Theil der Insel, welcher der Garten von Cuba genannt wird, und in
seinem reichen Grün, mit den Palmenalleen, welche die Landstraße und
die anliegenden Pflanzungen begrenzen, Auge und Herz des Nordlän¬
ders mit Entzücken erfüllt. Gegen diesen Garten ist freilich die Umgegend
von Habana eine Einöde; die Kaffeegärten, welche links und rechts des
Weges einer neben dem andern sich hinziehen, bieten die anmuthigste Ab¬
wechselung zwischen frischem, dunkelgrünem Gebüsch und hohen nervigen
Stämmen, an denen üppige Schlingpflanzen, nebst den Palmen das charak¬
teristische Merkmal der tropischen Natur, sich auf und nieder winden.
Die Königspalme, wirklich die Königin ihrer Gattung, ist der majestätischste
Baum für eine Allee; auf dem glatten, einige Fuß über der Wurzel aus¬
gebuchteten, säulenförmigen Schaft erhebt sich die Krone der Blätter aus
einer grünen, den Stamm sortsetzenden Blattscheide, in der Mitte die
pfeilähnliche Spitze des jüngsten, noch unentwickelten Blattes tragend **),
*) Reise um die Wett, von Kart Grafen von Görz (Stuttgart, Cotta. 1853) II.
**) Dieser Spitze halber gilt sie auf einigen Westindischen Inseln wohl mit Recht
für einen guten Blitzableiter.