Full text: Landeskunde des Königreichs Württemberg und der Hohenzollernschen Lande (Erg.)

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§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung. 
führt, der sich absetzt und dann wieder erhärtet, teils als krustenartiger Über- 
zug (Kalksinter), teils in Form von Zapfen, die von der Decke herab- und 
vom Boden emporwachsen (Stalaktiten und Stalagmiten). 
Auch wurden schon interessante Funde in diesen Döhlen gemacht: Knochen von 
Höhlenbären, Renntieren, vom Nasborn, Mammut u. a., Werkzeuge aus Feuerstein, 
Geschirrscherben u. a., ein Beweis, daß diese Höhlen einst als menschliche Wohnungen 
gedient haben. 
Eine Folge der Zerklüftung des Gesteins ist die Wasserarmut auf der 
Hochfläche der Alb; denn das Regenwasser sinkt in die Tiefe. In neuester 
Zeit ist jedoch dem Wassermangel durch die Alb Wasserversorgung abge- 
Holsen. Aus den in den Tälern entspringenden Quellen wird das Wasser auf 
die Höhe der Alb gepumpt, in großen Behältern gesammelt und von dort in 
Röhren iu die Dörfer geleitet. 
Das Wasser, das in die Tiefe sinkt, sammelt sich im Innern des Ge- 
birges und bricht an feinem Fuße in mächtigen Quellen hervor, auf der 
Südseite in tiefen „Töpfen", wie dem Blantopf bei Blaubeuren, der von 
azurblauer Farbe ist, von schroffer Bergwaud umgeben (20 m tief). 
Häufig kommen an der Alb auch „Hungerbrunnen" vor, d. h. nur zuzeiten, 
in nassen Iahren, aber dann oft sehr reichlich fließende (ZZuellen, die aus unterirdischen 
Wasserbehältern gespeist werden, so das „Brunnenloch" an der Lichtenfteiner Steige. 
Am N.W.-Fuß der Alb sind einige Mineralquellen, so die Säuer- 
linge in Göppingen, Ditzenbach, Überlingen, auch auf der Höhe der Alb bei 
Kleinengstingen, Oberamt Reutlingen. 
Die Gewäffer der Alb fließen teils in den Neckar, teils in die 
Donau. 
Über die Hochfläche der Alb zieht sich also die Wasserscheide zwischen dem 
Rhein und der Donau hin, die große europäische Wasserscheide, uud zwar 
nahe am N.W.-Rand. 
Der Neckar empfängt von der Alb zahlreiche Nebenflüsse, die S. 6 
angeführt sind. 
Die Donau erhält von der Alb folgende Nebenflüsse: Die Elta mündet 
bei Tuttlingen; die Beera; die Schmiecha fließt vorbei an Ebingen und 
mündet oberhalb Sigmaringen; die Lanchert mündet unterhalb Sigmaringen; 
die Zwiefalter Aach entspringt in der großen Wimfener Höhle (Friedrichs¬ 
höhle), deren Boden sie mit ihrem Wasser bedeckt, fließt vorbei an Zwiefalten; 
die Lauter fließt durch eiu malerisches, mit Burgen gekröntes Tal und mündet 
bei Obermarchtal; die Schmiechen mündet bei Ehingen; die Blau aus dem 
Blautopf bei Blaubeuren mündet bei Ulm. Die Brenz entspringt ebenfalls 
aus einem Quelltopf bei Königsbrouu (nicht weit von dem Ursprung des 
Kocher), fließt vorbei an Heidenheim und Gieugeu; von rechts nimmt sie 
die Lone auf; diese entspringt in einer mächtigen Quelle, versinkt in ihrem 
Mittellauf iu den Spalten des Jura, so daß sich das Louetal stundenlang als 
Trockental in östlicher Richtung hinzieht, bis dann das Wasfer in mehreren 
Quellen wieder zutage kommt. Die Egge fließt vorbei an Neresheim, 
Das Klima der Hochfläche der Alb ist bei der hohen Lage und den 
heftigen Winden ein rauhes (daher die Bezeichnung „Rauhe Alb"). Mün- 
singen hat die niederste Temperatur im Lande. Von Weinbau ist natürlich 
keine Rede, auch der Obstbau ist beschränkt. Milder ist das Klima in den 
Tälern, namentlich in den dem Neckar zugekehrten. In den Waldungen herrscht 
Laubholz vor, insbesondere die Buche.
	        
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