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III. Von König und Vaterland.
93. Wer will unter die Soldaten.
Von Friedrich Güll.
Büblein, wirst
merk' dir dieses
1. Wer will unter die Soldaten,
der muß haben ein Gewehr,
das muß er mit Pulver laden
und mit einer Kugel schwer.
2. Der muß an der linken Seite
einen scharfen Säbel ha'n,
daß er, wenn die Feinde streiten,
schießen und auch fechten kann;
du ein Rekrut,
Liedlein gut!
3. einen Gaul zum Galoppieren
und von Silber auch zwei Spor'n,
Zaum und Zügel zum Negieren,
wenn er Spriinge macht im Zorn;
4. einen Schnurrbart an der Rasen,
auf dem Kopfe einen Lelm —
sonst, wenn die Trompeten blasen,
ist er nur ein armer Schelm.
94. Wie Fritz als Soldat vorgestellt wird.
Von Karl Krüger.
Zum 22. März 1839 wollte die Prinzessin Augusta ihrem Gemahl
eine besondere Geburtstagsfreude bereiten. Ohne Wissen des Vaters
ließ sie daher dem kleinen, noch nicht achtjährigen Fritz Unterricht im
Exerzieren geben, woran noch zwei Spielkameraden des Prinzen teil¬
nahmen. Der Anteroffizier Bludau machte mit den drei kleinen Rekruten
alle vorgeschriebenen Übungen durch, und Fritz lernte alles so, daß es
eine Lust war. — Als nun endlich der ersehnte Geburtstag herankam,
ging Fritz in das Zimmer zum Vater und wünschte diesem Glück und
Gottes Segen. Dann aber schlüpfte er in das Nebenzimmer, wo der
Unteroffizier und die beiden Spielkameraden seiner harrten. Flink wurde
das Lederzeug angelegt, der Tschako aufgesetzt, das Gewehr in den Arm
genommen, und Fritz stand in Reih und Glied, sobald Prinz Wilhelm
mit seiner Gemahlin Arm in Arm ins Nebenzimmer trat. Nun kom¬
mandierte Bludau: „Achtung, präsentiert das Gewehr!" und siehe, es
klappte alles so wie bei den besten Soldaten. Die Mutter aber sagte
zu dem freudig überraschten Vater: „Anser Fritz stellt sich dir an deinem
Geburtstage als ein ausgebildeter Rekrut der Armee vor!" — Nun
kommandierte Bludau weiter: „Rechtsum! Linksum! Kehrt! Front!
Gewehr auf! Gewehr ab!" usw., und es ging alles ganz prächtig. Zum
Schluß trat Fritz mit angefaßtem Gewehr in strammer Haltung vor
den Vater und meldete: „Rapport von der Potsdamer Torwache! Auf