Völkerkunde.
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und zwischen diesem Alpenrand
und jener ries'gen Gipfelwand
muls ja sein Hüttchen stehen,
muls er ja doch es sehen.
Er sucht — und sieht nicht. —
und Eis und Schnee nur wieder!
Er sieht's und denkt's und rennt die Höh'
hinan, schreit: „Weh!“
und wirft sich heulend nieder.
Dann springt er auf, stürzt fort im Lauf
und schreit, dals Thal und Felsenknauf
von seinen Jammertfönen
nachjammernd widerdröhnen.
„Mein Weib, mein Kind, mein Glück, mein All
ist eingescharrt, verschũttet,
zerschmettert vom Lawinenfall,
vom Liskrystall
vermauert und verkittet!
Auf, auf, vom Schlaf, Alphüttler, auf!
zwei Leben, drei stehn hier zu Rauf.
Auf, auf, mit Hand und Spaten
zu helfen und zu raten!“
Unch mit der Sonne wallt's hinan
in hilfbeflilsnem Zuge,
mit Hack' und Schaufel, Kind und Mann,
er vorne dran,
und wühlt am helsenbuge.
Die Hände rubn und rasten nicht,
bis Scholl' um Scholle schmilzt und bricht;
doch wie die Mass' auch schwindet,
ihr Schoss bleibt unergründet.
Drei Tage wechselnd wallt's hinan
in hilfbeflissnem Zuge,
mit Hack' und Schaufel, Kind und Mann,
Schnee, nur Schnee!
er vorne dran,
und wühlt am Pelsenbuge.