Full text: Lehrbuch der Erdkunde

Die Entfaltung des Pflanzenlebens. 
59 
Auf das Gedeihen des Pflanzenwuchses hat endlich die Gunst ^^wärne11 
des Klimas einen sehr großen Einfluß. 
Wärme bedürfen die Pflanzen, damit die Ausdunstung und 
hierdurch auch wieder das erneute Aufsteigen des Wassers, welches 
die aus dem Boden entnommenen Nährstoffe den Blättern zuführen 
soll, gefördert wird; des Sonnenlichts bedürfen sie ferner, weil 
ohne Licht keine Chlorophyll- und Stärkebildung in den Blättern 
vor sich gehen kann. 
Die große Wirkung der Sonnenwärme auf das Pflanzenleben wird uns 
durch den Kreislauf eines jeden Jahres vor Augen geführt: ihre Abnahme be¬ 
wirkt den Winterschlaf, ihre Zunahme das Frühlingserwacten der Natur. Dieser 
Wechsel macht auch den großen Unterschied erklärlich, der in der Gestaltung - 
des Pflanzenlebens zwischen den südlich und den nördlich von uns gelegenen 
Gebieten hervortritt, in dem Maße wie nach Süden die Wärme des Klimas 
stetig (d. h. bis zum Äquator) zunimmt, wird auch der Pflanzenwuchs üppiger, 
er bringt immer mannigfaltigere und großartigere Formen hervor und liefert 
immer wertvollere Erzeugnisse; dagegen geht er nach Norden, weil die Erwärmung 
der Erde duich die Sonnenstrahlen immer geringer wird, mehr und mehr zurück, 
wird zwerghafter und krüppeliger, bis er endlich vollständig erstarrt und Schnec- 
und Eisfelder an die Stelle grüner Flächen treten. 
Wie vom Äquator nach den Erdpolen hin das Klima immer kälter wird, 
so nimmt auch mit der Höhe der Gebirge die Wärme ständig ab, und die 
räumliche Verschiedenheit des Pflanzenwuchses, wie sie durch die verschiedene 
Lage zweier Länder auf der Erdoberfläche bedingt wird, besteht auch zwischen 
Fuß und Gipfel der Gebirge, so daß hier auf kleinem Raume die verschieden¬ 
artigste Entfaltung des Pflanzenwuchses zusammengedrängt ist. Auf den höchsten 
Gebirgen der heißen Zone folgen in schnellem Wechsel alle Floren der Erde 
aufeinander: aus der Palmenwelt steigt man hinauf zur Gegend des ewigen Schnees. 
Indem bald der eine, bald der andere der erwähnten Ein- Pflanzenzonen 
flösse, von denen die Entwicklung des Pflanzenlebens abhängig ist, u' -Provinzen, 
vorwiegt oder stärker wirkt als anderswo, muß sich überall auf 
der Erdoberfläche ein eigenartiger Pflanzenwuchs entwickeln. 
Scheidet ein Einfluß fast vollständig aus, so muß ein ganz anders 
geartetes Vegetationsbild entstehen. So läßt sich die Erdoberfläche 
in pflanzengeographischer Hinsicht einteilen in große Pflanzen¬ 
zonen und in kleinere Pflanzenprovinzen. 
Bei der Einteilung der Erdoberfläche in große Pflanzen¬ 
zonen zeigt sich, daß das Klima am stärksten das Pflanzen¬ 
leben beeinflußt, und daß seine Eigentümlichkeiten, ob heiß oder 
kalt, feucht oder trocken, am meisten die Eigenart sowohl des 
ganzen Vegetationsbildes als auch der einzelnen Pflanzenformen 
bestimmen. 
Es können nach N und S etwa sieben Pflanzenzonen 
unterschieden werden. In der Mitte, zu beiden Seiten des Äquators, 
liegt die tropische Waldzone, die durch hohes Wärmemaß 
und große Feuchtigkeitsmenge ausgezeichnet ist. Urwald und die 
mehr oder weniger walddurchsetzte Savanne sind die beiden 
vorherrschenden Vegetationsformen dieser Zone. Es schließt sich 
nach N eine sehr ausgedehnte, besonders in Nordafrika und Mittel¬ 
asien verbreitete, nach S eine viel kleinere, aber doch in Südafrika 
und Australien ausgebildete Steppen- und Wüstenzone an,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.