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A. Allgemeine Erdkunde. — II. Die Gesteinshülle.
§ 8. e) Polarlichter. Mit dem Erdmagnetismus im Zusammenhang stehen die
Polarlichter, jene eigentümlichen prachtvollen Lichterscheinungen, die sich
am großartigsten und häufigsten — wenigstens auf der Nordhalbkugel — in
einem 5 bis 10 Breitengrade messenden Gürtel in der Nähe des Polarkreises
zeigen. Bald erscheinen die Lichtstrahlen zu flatternden Bändern und herab-
hängenden Draperien angeordnet (Bandlicht), bald wird ein leuchtender, von
einem dunklen Kreisabschnitt nach unten begrenzter Lichtbogen sichtbar, ans
dem Strahlen in den verschiedensten Farben hervorbrechen (Strahlenlicht).
Die Polarlichter erklärt man als elektrische Ausgleichungen, durch welche
die in den Polargegenden völlig fehlenden funkenschlagenden Gewitter ersetzt
werden.
II. Die Gesteinshülle der Erde.
A. Der innere Aufbau der Erdkruste.
§9. 1. Bildungsgeschichte der Erdrinde.
Infolge andauernder Wärmeausstrahlung in den kalten Weltenraum ging
die Oberfläche des ursprünglich gasförmigen Erdballs in den glutflüssigen
Zustand über. Weitere Abkühlung führte zur Bildung einer festen Kruste.
Die ganze Erdatmosphäre war von vulkanischen Dämpfen, Rauch, Asche und
vom Dunste des gesamten Wassers unserer heutigen Meere erfüllt. Die Erde kühlte
sich immer mehr ab, so daß die Wasserdünste in großen Mengen sich verdichteten,
niederregneten und auf der Erde ein uferloses Meer, den heißen Urozean, bil-
deten. Je mehr die Oberfläche der Erde durch Erkaltung zusammenschrumpfte,
desto beträchtlicher wurden die Höhenunterschiede zwischen ihren Erhebungen und
Vertiefungen. Indem die Wassermassen sich in den tieferen Becken sammelten,
gaben sie ausgedehnte Flächen frei. So entstanden Ozeane und Festländer.
Mit der deutlicheren Herausbildung der Erdteile setzte auch die Wirkung der
Kräfte ein, die noch heute an der Umgestaltung der Erdoberfläche beteiligt sind.
'Unablässig arbeitete die Verwitterung an der Zertrümmerung des Gesteins; das
Wasser begann eine landzerstöreude und eine landanfbaueude Tätigkeit, der Wind
trug Mafsen feinen Stanbes zu mächtigen Schichten zusammen. Die weicherdigen
Ablagerungen verwandelten sich infolge des Ungeheuern Druckes, den die später
gebildeten Schichten ans ihre Unterlage ausübten, sowie durch chemische Umbildung
allmählich in festes Gestein.
Innerhalb der Festländer sanken auch fernerhin ausgedehnte Schollen ein und
wurden dann zeitweilig oder dauernd vom Meere bedeckt, das dafür an andern
Stellen zurücktrat. Durch die Spalten ergoß sich in der älteren Zeit das
Magma in breiten Schichten über die Oberfläche oder baute, hauptsächlich in
späteren Erdperioden, Vulkanberge auf. Vielfach gelangten die Magmaftröme
gar nicht bis zur Oberfläche, sondern füllten nur Hohlräume, Spalten und
Schichtfugen innerhalb der Erdkruste aus. Die Verteilung von Land und Wasser
hat noch lange in der Geschichte der Erdbildung erheblich geschwankt, und die
heutige Gestalt der Festländer gehört erst den jüngsten Zeiten der Erde an.