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ausfindig machen würde. Ich wollte auch für die Tage zahlen, an 
welchen man vergebliche Versuche angestellt haben würde." 
Doch alle diese Versprechungen hatten keinen Erfolg. Peter Simon, 
ein guter Bergsteiger, versuchte das eine Mal auf der Seite des 
Taculgletschers (auch glacier du géant „Riesengletscher" genannt, an 
der 10,323 Fuß hohen Aiguille du Tacul), das andere Mal auf der 
des Buissons-Gletschers emporzuklimmen; er kam aber ganz entmuthigt 
zurück. Fünfzehn Jahre später (1775) versuchten vier kühne Führer 
aus Chamouny über den Berg .La Côte, der einen mit dem Buissons- 
Gletscher fast parallel laufenden Grat bildet, zu gelangen und sich dem 
Gipfel zu nähern. Sie überwanden die ersten Hindernisse und kamen 
dann in ein enges Schneethal, von dessen Wänden die Sonnenstrahlen 
dermaßen zurückgeworfen wurden, daß bei völliger Windstille eine er¬ 
stickende Hitze entstand. Ermattet und erschöpft kehrten sie um. 
Im Jahre 1783 machten drei andere Führer aus dem Thal 
abermals einen Versuch, auf demselben Wege — über La Côte — 
vorzudringen. Sie brachten die Nacht auf diesem Berge am Rande 
des Gletschers zu und setzten am anderen Morgen, wiederum bei 
sonnig heiterem Weiter, ihren Marsch fort. In ansehnlicher Höhe 
angelangt, klagte plötzlich der Rüstigste der drei über unwiderstehliche 
Schlafsucht. Er wünschte, daß die Beiden auch ohne ihn ihren Marsch 
fortsetzen möchten; doch diese wollten ihn nicht verlassen und meinten, 
er sei vom Sonnenstich getroffen. Sie verzichteten auf ihr Unternehmen 
und stiegen zusammen wieder nach Chamouny hinunter. Sobald sie 
in tiefere Luftschichten gelangten, hob sich die Uebelkeit und Schlafsucht 
von selber. Der eine dieser Führer sagte zu Saussure in allem Ernst, 
es sei ganz unnütz, auf den Montblanc Lebensmittel mitzunehmen, 
denn essen könne man doch nichts, und sollte er den Weg noch einmal 
wagen, so würde er nur einen Sonnenschirm und ein Fläschchen mit 
wohlriechendem Wasser mitnehmen! Wenn das Komische darin besteht, 
gewisse Vorstellungen verbinden zu sollen, die sich doch nicht gut 
zusammen reimen wollen, so stelle man sich, um das Gefühl des Ko¬ 
mischen zu erzeugen, den kräftigen Gebirgssohn vor, wie er über die 
hohen Gletscher schreitet, den Parasol in der einen Hand, das Riech¬ 
fläschchen in der anderen. 
Trotz alledem versuchte der Naturforscher Bourrit aus Genf noch 
in demselben Jahr eine Besteigung. Er schlug auf dem Rücken von 
La Côte gleichfalls sein Nachtlager auf, wurde jedoch von einem Hoch¬ 
gewitter überfallen und mußte zurück. 
Nun kam man von dem Gedanken ab, den Weg über La Côte 
zu nehmen. Unterdessen hatte sich das Gerücht verbreitet, daß zwei 
Gemsjäger aus dem Dorfe Grüe über verschiedene Felsenkämme bis 
nahe an die Spitze vorgedrungen seien, ohne von der gefürchteten 
Hitze belästigt worden zu sein. Bourrit begab sich sogleich zu den
	        
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