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standes gewesen und auch heute noch liegt der Besitz, abgesehen von den beiden
Großstädten, hauptsächlich in den Händen des Landvolkes. Von den Erzeugnissen
der altbayerischen Landwirtschaft werden am meisten geschätzt niederbayerische
Gerste, Holledauer Hopfen, Miesbacher Rinder, Rottaler Pferde und
Passauer Gänse. Außer in Westfalen hat sich in deutschen Landen der Bauern-
stand kaum irgendwo in solcher Ursprünglichkeit erhalten als auf altbayerischem Boden.
Auch die Industrie hat auf der Hochfläche mehr und mehr sich entwickelt,
namentlich in den Hauptorten München und Augsburg. München ist der erste
Platz Deutschlands in sast allen Zweigen der Kunst und des Kunstgewerbes, ebenso
in der Bierbrauerei; hervorragend sind ferner seine Maschinenfabriken. Des wei-
teren hat in den altbayerischen Landen die Ausbeutung nutzbarer Mineralien und
der Waldreichtum im Böhmerwald eine ansehnliche Granit-, Glas-, Holz- und
Papierindustrie hervorgerufen; Nymphenburg und Passau erzeugen kostbare Por-
zellanwaren; große Ziegellager, besonders um München, begünstigen die Bautätigkeit.
Im schwäbischen Teil der Hochebene blüht von alters her wie in allen aleman-
nischen Gegenden neben der Landwirtschaft auch das Gewerbe, namentlich die
Spinn- und Webeindustrie, deren Hauptsitz Augsburg ist; es besitzt Spinnereien^
Webereien, Färbereien, Bleichereien und Appreturanstalten; auch der Maschinen-
bau Augsburgs erfreut sich eines berechtigten Rufes. Allenthalben int Schwaben¬
lande sind auch die Gewässer der Industrie dienstbar geworden und so sind als Sitze
achtenswerter GeWerbetätigkeit weiter zu nennen: an der Itter Sonthofen,
Jmmenstadt, Kempten und Memmingen; an der Wertach Kaufbeuren,
am Lech Füssen.
Der Bolksstamm der Bahern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlandes hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, treuem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit imb UnVerzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
uud in der Liebe zu Gesang uud Tanz, die er mit allen Gebirgsvölkern teilt, ossen-
bart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des bayerischen Volks-
stammes gründet sich auch die seit Jahrhunderten geübte Kunstpflege der baye-
rifcheu Fürsten.
Verkehrslage des Alpenvorlandes; seine geschichtliche Bedeutung.
Geographisch wichtiger als seine Bodenerzeugnisse ist die Verkehrslage des Alpen-
Vorlandes. Von jeher war die Donau die große Heer- und Handelsstraße Europas
vom Orient zum Okzident uud umgekehrt und mit dieser Straße kreuzen im Alpen-
vorlande rechtwinklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und
Norddeutschland führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur
in diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter der deutschen
(beschichte der Schauplatz großer historischer Ereignisse war. (Römerherrschaft,
Völkerwanderung, Ungarneinsälle — 955 Schlacht auf dem Lechfelde — Kreuzzüge,
Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regensburg.) Zur Zeit des politischen
Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tummelplatz fremder Kriegsvölker,
so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und im Österreichischen Erbfolgekrieg
und zuletzt in der Napoleonischen Zeit.