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Länderkunde. — Afrika.
1. Der französische Schutzstaat Marokko.
(440 000 qkm, 5 bis 8 Mill. E,)
§ 41. Wirtschaftliche Verhältnisse. Von den Atlasländern besitzt Marokko die
ausgedehnteste Kulturfläche. Gleich am Nordfuße des Atlas breitet sich ein
Gürtel von Berieseluugsoaseu, gespeist aus der Fülle der Gebirgswasser,
mit subtropischen Ftüchteu aus. Wein, Oliven, Datteln, Feigen, Granat-
bäume finden das beste Gedeihen; stellenweise reiht sich Obstgarten an Obst-
garten. An das Fruchtbaumland schließt sich nordwärts ein wasserarmer
Step Pengürtel, der als Weideland benutzt wird. Der Viehbestand um-
faßt feinwollige Schafe, feinhäntige Ziegen, vortreffliche Pferde, Maultiere,
41. Blick aus Tanger von der Zitadelle aus.
Das Äußere der meist weiß getünchten Häuser mit ihren flachen Dächern ist höchst einfach; nur sehr wenige
Fenster sind nach der Straße gerichtet. Der rege Handel Tangers liegt meist in den Händen der Juden,
die sich in Tanger freier bewegen können als in den übrigen Städten des Landes und hier auch nicht in
einem besonderen Judenviertel zu wohnen brauchen.
Rinder und Kamele. Der fruchtbare Küstenstreifeu am Atlantischen Ozean
und das Kulturland des Tell, wo der Steppenstaub als vorzügliche Schwarz-
erde große Flüchen bedeckt, tragen wogende Weizen- und Gerstenfelder. So
beruht der wirtschaftliche Wert Marokkos auf Acker-, Gemüse- und Obstbau
sowie auf Viehzucht. Der Bodenbau ist bis jetzt infolge der ungeordneten
Verhältnisse im Innern des Landes und infolge der Ausbeutuug der Be-
völkeruug durch die Beamten des Sultans nur lässig betrieben worden.
Daher liegen große Strecken brach, und das Land bringt, namentlich an
Frühgemüsen und Südfrüchten, bei weitem nicht das hervor, was es liefern
könnte. Die seit alters blühenden Gewerbe, wie Lederbereitung (Maroquin