Full text: Allgemeine Erdkunde, Verkehrsgeographie, Das Deutsche Reich und die Erdteile, Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur, Bilder zur Siedlungskunde (H. 7 = Lehrstoff der oberen Kl.)

1. Der Erdkörper als Ganzes. 
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thermische Tiefenstufe, d. h. das Tiefenmaß, in dem die Erdwärme um je 1° C 
zunimmt, beträgt im Mittel etwa 33 in. Alle Messungen aber machen es in hohem 
Grade wahrscheinlich, daß die Erdwärme nach dem Erdmittelpunkte zu stetig wächst 
und im Erdmittelpunkte ungeheure Hitzegrade erreicht. 
Die Frage, ob das Erdinnere aus einem Gaskern, der durch den 
gewaltigen Druck der Erdrinde verdichtet und verfestigt ist, oder aus fester 
Masse besteht, ist noch ungelöst. 
Es liegen jedoch überzeugende Anzeichen vor, daß auf die innerste § 9« 
Masse als Übergang zu der festen Erdkruste mindestens noch ein Gürtel 
anderer Art folgen muß, und zwar ziemlich sicher ein solcher von glut- 
flüssiger oder schmiegsamer Beschaffenheit aus geschmolzenen Gesteinen. 
Man hat ihm den griechischen Namen Magma — Teig gegeben. 
Eine noch rätselhafte Kraft der Erde ist ihr Magnetismus. Man denkt 8 10. 
sich die Erde als einen großen Magneten, der von positiven Strömen in 
ostwestlicher Richtung, von negativen von W nach 0 umflossen ist. Die 
magnetischen Pole aber weichen von den mathematischen erheblich ab. Der 
magnetische Nordpol liegt in der Nähe der Gradkreuzung 70%' N 
+ 263°3o' 0, westlich von der Halbinsel Boothia [6ü^ja] Felix im Nord- 
amerikanischen Polar-Archipel. Er ist von Roß 1831 erreicht. Der 
magnetische Südpol ist bei 72°25' S + 154° 0 im Jahre 1909 erreicht. 
a) Die auf einem spitzen Stützpunkte liegende oder an einem Faden aufge- 
gehängte Magnetnadel, die in nordsüdlicher Richtung im Zustande der Ruhe bleibt 
und dadurch ein Wegweiser besonders für die Schiffer wurde, erleidet wegen dieser 
Lage ihrer Anziehungspunkte (Pole) eine Mißweisung östlich oder westlich vom 
mathematischen Meridian, und der Winkel, der durch die Achse der Nadel und die 
Nordsüdrichtung gebildet wird, heißt die Abweichung oder Deklination. Sie 
unterliegt täglichen, jährlichen und säkularen (d. h. in Zeiträumen von einem oder 
mehreren Jahrhunderten auftretenden) Schwankungen. 
Die Linien, welche die Orte gleicher Deklination verbinden, heißen Ifogonen 
(d. i. die gleichwinkligen). Sie wandern nach W oder nach 0. Bei uns liegen 
sie für etwa 100 Jahre noch nach W, da die Abweichung von der Nordsüdrichtung 
in Berlin zurzeit etwa —10°, d. h. 10° nach W, in Mitteldeutschland —11° 
beträgt. In Deutschland beläuft sich die Abnahme der Mißweisung jährlich auf 
reichlich fünf Bogeuminnten. Die Nnll-Jsogone, wo die Nadel genau von 8 nach 
N weist, läuft zurzeit durch das östliche Amerika. 
b) Eine nach Art eines Wagebalkens an horizontaler Achse aufgehängte und 
in die magnetische Nordsüdrichtung gebrachte Magnetnadel steht unter dem magne- 
tischen Äquator, der von dem mathematischen nicht allzu stark abweicht, horizontal. 
Geht man gegen die magnetischen Pole hin, so senkt sich das diesen zugekehrte Ende 
der Nadel immer mehr, bis es an diesen Polen lotrecht steht. Der Winkel, den die 
Nadel mit der Horizontalen bildet, heißt Neigung oder Inklination, und die 
Linien gleicher Inklination nennt man Jsoklinen. Auch die Inklination schwankt. 
c) Die täglichen Schwankungen der Nadel treten am geringsten auf, wenn die 
Sonne wenige Sonnenflecken zeigt, am stärksten, wenn die Sonnenflecken zahl- 
reich sind. Regelmäßige Schwankungen kehren nach 26 Tagen wieder, d. i. etwa 
die Dauer einer Achsendrehung der Sonne. Mit der elfjährigen Periode der 
Sonnenflecken fällt auch die der Häufigkeit täglicher Schwankungen zusammen.
	        
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