Full text: Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde (Teil 3)

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lose Island und Grönland mit Holz (Treibholz). Am bedeutungsvollsten 
aber wird er für uns dadurch, daß er durch seine breiten Wassermassen 
den eisigen Polarstrom an die Küste von Grönland und Labrador drückt 
und ihn von unsern Küsten fernhält. Er verhindert nicht nur die Er- 
niedrigung der Temperatur, sonderu er bewirkt mit seinem wärmeren 
Wasser für viele Teile Europas sogar eine Erhöhung derselben. Dadurch 
werden die Küsten von Schottland und Norwegen vom Treibeis ver¬ 
schont, während es auf der amerikanischen Seite bis zum 36° n. Br. 
gelangt. In Amerika können Walrosse, Robben, ja Eisbären unter dem 
50° n. Br. gejagt werden, also unter der Breite von Frankfurt und 
Mainz. Mit einem Wort: dem Golfstrom ist es zu verdanken, daß ein 
großer Teil Europas nicht ein zweites Labrador, ja Grönland geworden 
ist und daß sich hier eine höhere Kultur hat entwickeln können. 
4. Der Meeresboden. Auf dem Boden des Meeres herrschen 
die weiten Ebenen vor. Das ist erklärlich, da ja die Kräfte der Erosion 
fehlen und die Sedimente Vertiefungen ausfüllen. Immerhin gibt es 
Schwellen und plateauartige Erhebungen; steile Abfälle finden sich nur 
bei vulkanischen Inseln und bei Koralleninseln. — Die Tiefe des Welt- 
meeres ist verschieden. Die mittlere Tiefe der Ostsee ist 70 m, die Nordsee 
bleibt in ihrer südlichen Hälfte sogar unter 50 m. Die tiefste bis jetzt 
gemessene Stelle liegt zwischeu den Marianen und den Karolinen; ihre 
Tiefe beträgt 9636 m. 
5. Eis im Meer. Sowohl im Nördlichen als im Südlichen 
Eismeer finden sich große Massen von Packeis. Dieses bildet sich, 
wenn große Eisschollen durch die Gezeitenbewegung in- und übereinander 
geschoben werden und sich zu wildzerklüfteten Erhöhungen aufstauen. 
Die ganze Osthälfte des Nördlichen Eismeeres scheint von solchem Packeis 
angefüllt zu sein. Große Massen davon werden durch den Wind von Osten 
nach Westen gedrängt und gelangen durch die große Öffnung zwischen 
Spitzbergen und Grönland südwärts. Sie bilden das gefährliche 
Treibeis. Die Eisberge sind stets abgebrochene Gletscherenden. 
Da ihr spezifisches Gewicht nur wenig geringer ist als das des Meer- 
Wassers, sinken sie mit ihrer größten Masse unter. Man nimmt an, 
daß im allgemeinen nur 1le■—V7 des ganzen Eisberges über den 
Meeresspiegel emporragt (Abb. 116). 
Wie gefährlich Eisberge der Schiffahrt werden können, hat der 
Untergang der „Titanic" am 15. April 1912 gezeigt. 
6. Einfluß des Meeres. Das Meer übt auf seine Umgebung einen 
bedeutenden Einfluß aus. Es mäßigt das Klima und beeinflußt da- 
durch auch die Tier- und die Pflanzenwelt. Der Küstenbewohner ist 
durch den steten Kampf mit dem Meere zähe nnd ausdauernd geworden, 
Seebäder und Seeluft stärken die Gesundheit. Wo das Meer tiefer in 
das Land einschneidet, erleichtert es das Eindringen in die betreffenden
	        
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