der historischen Wissenschaften. 257
such nicht alles Erzählte umständlich wahr seyn
sollte. Es ist dabey genug, daß, als wahr, geltende
Begebenheiten in solcher Ordnung zusammengefügt
sind, wodurch unsre Einsicht undKlugheit vermehrt oder
befestigt werden kann. Man unterscheidet also wahre
Geschichte von erdichteten. Jene glaubt der Verfas¬
ser selber, und will sie geglaubt wissen. Diese aber
hat er zum Nutzen und Vergnügen der Leser ausge¬
dacht, als Heldengedichte; Romanen und Lebens¬
beschreibungen erdichteter Personen. Wem nicht
viele wahre Geschichte gewisser Art bekannt sind, der
kann weder gute Erdichtungen derselben Art schreiben,
noch den Werth der geschriebnen beurtheilen und gut
gebrauchen. Dieses ist der zweyte Nutzen der wahren
Geschichte.
Man muß die lehrreichern Umstande von
dm gleichgültigem in einer Geschichte unter¬
scheiden. Aber Dieses muß nach dem Zwecke des
Geschichtschreibers, oder vielmehr nach dem Nutzen und
Vergnügen der meisten vermuthlickm Leser beurtheilt
werden. Eine Geschichte, die den Menschen, als Men-
schrn, wenig angeht, und die sich oft und lange bey
solchen Umstanden verweilt, worauf sich Prätensionen
der fürstlichen Häuser gründen, oder welche nur ge¬
wissen Familien zur Prahlercy dienen können, oder
Niemanden wichtig sind, als dem, der (ich weiß nicht,
warum?) alles wissen will, was zu einer gewissen
Zeit oder an einem gewissen Orte gewesen oder gesche¬
hen ist; eine solche archivische, oder ohne Wahl
vielsagende und vielbeweisende Geschichte ist keine
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