fullscreen: Das Mittelalter (Teil 2)

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IV. Die Völkerwanderung. 
Könige von Italien. Den beseitigten letzten Kaiser nannte man 
spottweise Augüstnlns, den kleinen Angustus. 
So war das einst gewaltige römischeReich ausgelöscht wie 
ein abgebranntes Licht; ein germanischer Söldnerführer konnte 
sich als Herr von Italien fühlen. Und er regierte gar nicht übel, 
besserte die arg gelockerte Ordnung und führte siegreiche Kriege gegen 
vordringende Germanenstämme. Aber seine Herrschaft war nicht fest- 
gegründet. Er hatte kein ganzes Volk hinter sich, nur Söldner; 
auch sahen die Einheimischen in ihm nichts als den Barbaren, 
und die Geistlichen in dem Arianer einen gefährlichen Ketzer. Dreizehn 
Jahre hatte er das Regiment geführt, da nahte von Osten ein gefähr¬ 
liches Unwetter, dem er erliegen sollte^^^ 
10. Die Gründung des Ostgotenrciches durch Theoderich. 493. 
Seit es im weströmischen Reiche keinen Kaiser mehr gab, betrachteten sich 
die Beherrscher von Ostrom als die rechtmäßigen Herren 
auch des Westens. Sie hatten den Odoaker geduldet, weil sie ihn 
nicht vertreiben konnten, und er hatte sich dazu verstanden, die Herr¬ 
schaft in ihrem Namen auszuüben. Nun aber bekamen sie selbst 
einen sehr unternehmenden Nachbarn in dem jungen Ostgotenkönig 
Theuderich. Der war früher als Geisel in Byzanz gewesen und 
hatte das Leben und Treiben dort kennen gelernt, auch gesehen, wie 
viel schöner es im römischen Reiche war als in der ungarischen Steppe, 
wo sein Volk hauste. Ihn beauftragte nun der oströmische Kaiser, 
Italien für Byzanz wiederzuerobern; so wurde er zugleich 
den unbequemen Nachbarn los. 
Bald war der eroberungslustige junge Herrscher auf der Fahrt. 
Lange Zeit wehrte sich Odoaker tapfer. Die Schlacht bei Verona, 
in der er besiegt wurde, lebt in dem Sagennamen Theoderichs, in 
Dietrich von Bern fort und die langwierige Belagerung Odoakers 
in Ravenna in der Rabenschlacht. Schließlich nahm der Ost- 
gotenkönig im Jahre 493 seinen Gegner gefangen. Anfangs behandelte 
er ihn freundlich, dann aber ließ er sich gegen ihn aufhetzen und stieß 
den Nichtsahnenden bei einem Gastmahle nieder. 
Als Krieger waren die Goten in Italien eingezogen; Krieger 
mußten sie bleiben, wenn sie das Land behaupten wollten. Darum 
- hielten sie sich von ländlicher und städtischer Betätigung 
fern. Sie rückten einfach in die Besitzungen ein, die Odoaker den 
Seinigen verschafft hatte, und ließen sie für sich durch die ansässigen 
Bauern bewirtschaften. Da die Güter, die so auf die Goten über- 
gingen, im ganzen Lande verstreut lagen, war es nicht leicht,
	        
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