VIII. Das östliche Tiefland.
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später entwickelte, so stehen doch schon heute unsere Erzeugnisse,
die vornehmlich in Berlin ihren Ursprung haben, den englischen
durchaus nicht nach. Schreibe darum stets mit deutschen
Stahlfedern! Betrachten wir nun die Art ihrer Entstehung!
Aus dünnem Stahlblech, wozu in der Hauptsache der aus
feinstem schwedischen Eisen bereitete Gußstahl seines feinen Kornes
wegen benutzt wird, werden von geschickten Arbeiterinnen •— denn
diese kommen infolge der leichten, nur auf Geschicklichkeit Anspruch
machenden Arbeit fast ausschließlich in Betracht — flache Plätt¬
chen in Gestalt einer plattgedrückten Feder mit einer Durchsto߬
maschine ausgestoßen, was so schnell vor sich geht, daß es eine ge¬
übte Hand wohl täglich auf 2—2 1/2 Tausend Dutzend bringen kann.
Diese Plättchen werden von einer anderen Gruppe von Mädchen
gelocht und geschlitzt, d. h. mit den Seitenspalten und dem
Hauptloche versehen, worin gewöhnlich die Schnabelspalte ausläuft.
Um das naturharte Metall für die folgende Bearbeitung geeignet zu
machen, wird es in Eisenkübeln schwach rotglühend gemacht, wo¬
durch es so weich und biegsam wird, daß das Einstampfen der
Inschrift, der Wappen und anderen Verzierungen vor sich gehen
kann. Mit größter Behendigkeit wird durch Fußtritte ein Fallgewicht,
das unten den Prägstempel trägt, auf und nieder bewegt, wobei jeder
Niedergang einem Federchen die Fabrikmarke einstampft.
Nun beginnt die Arbeit des Aufbieg ens. Dem kleinen Präg¬
stock, der im wesentlichen aus einem erhabenen und einem vertieften
Stempel besteht, wird hastig Plättchen für Plättchen untergeschoben
und, da sich das weiche und noch unelastische Metall jedem Druck
leicht fügt, mit einem einzigen Schlage jedem die fertige Form ge¬
geben. Jetzt kommt es darauf an, die Federchen zu härten und
ihnen die bei der vorigen Arbeit genommenen Eigenschaften des
Stahles wieder zu geben. Man legt sie in geschlossene, eiserne Ge¬
fäße, die man in backofenähnlichen Feuerstätten rotglühend macht,
und schüttet sie dann in einen Bottich mit Öl. Die nunmehr glas¬
harten Federn werden in einer sich drehenden Trommel, die
mit Sägemehl gefüllt ist, vom anhaftenden Öl gesäubert. In ähn¬
lichen Trommeln, die langsam über offenem Feuer gedreht werden,
wird ihnen ihre glasartige Sprödigkeit genommen und ihnen dafür
der Härtegrad gegeben, den sie für immer behalten sollen. In
einer dritten Trommel, deren Inhalt aus fein zerstoßenem Schiefer,
Kies und feinem Sand besteht, wird endlich der etwa entstandene
Rost beseitigt und das Federchen blank gescheuert.
Die soweit fertigen Federn werden in den Schleifsaal ge¬
schafft, wo sie auf schnell sich umdrehenden Schmirgelscheiben den
Querschliff der Spitze erhalten, von dessen guter Ausführung die
Güte und Brauchbarkeit der Feder wesentlich abhängig ist. Nun
kann man zur letzten Arbeit schreiten, zur Herstellung des
Spaltes. Der Federschnabel wird so auf einen wagerecht liegenden