Full text: Kleine Schulgeographie von Europa

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nicht durch Linien zu überfüllen, hat man uur aller zehn Breitenkreise eine 
solche Linie gezagen, es gibt also neunzig Parallel- oder Breiten- 
kreise nach Norden und neunzig Parallel- oder Breitenkreise nach 
Süden. Die Breitenkreise zwischen Äquator und Südpol bezeichnen 
die südliche Breite, die Breitenkreise zwischen Äquator und Nordpol 
bezeichnen die nördliche Breite. Der Abstand oder die Entfernung eines 
wirklichen Kreises vom andern beträgt einen Grad. Für Grad setzt mau 
das Zeichen „°", z. B. 6° d. h. sechs Grad. Ein Grad aber beträgt 
15 deutsche Meilen. Die gerade Entfernung des Äquators vom Nordpol 
würde also 90x15 Meilen betragen. Wieviel Meilen also? — Das wäre 
V4 vom Umfang der Erde. Wieviel beträgt nun der ganze Umfang der Erde? 
Die Linien der Parallelkreise waren wagerecht gezogen; eine andere 
Art Linien sind senkrecht und zwar von Pol zu Pol gezogen und schnei- 
den die Linien der Breitenkreise stets in einem rechten Winkel. Man 
nennt diese Linien Mittagslinien oder Meridiane, weil sie diejenigen 
Orte auf der Erde verbinden, welche gleiche Mittagszeit haben, oder, 
anders ausgedrückt, Orte verbinden, bei deuen mittags 12 Uhr die Sonne 
den höchsten Standpunkt am Himmel erreicht. Um den ganzen Globus 
herum zählen wir 36 Mittagslinieu. Auch hier hat man, um jede Über- 
fülluug zu verhüten, nur jede zehnte Linie gezogen; es sind also in Wirk- 
lichkeit 360 Mittagslinien um die Erde zu denken. Der Abstand jeder 
einzelnen Linie von der anderen beträgt am Äquator wieder einen Grad 
oder 15 Meilen. Multiplizieren wir 360x15 Meilen, so erhalten wir 
zum zweiten Male den Umfang der ganzen Erde. Im Gegensatz zu den 
Breitengraden nennt man Meridiangrade Längengrade. Während 
man die Breitengrade vom Äquator aus uach Süden oder Norden 
berechnete, berechnet man die Längengrade vom ersten Meridian aus 
nach Osten oder Westen. Wir Deutscheu nahmen früher als ersteu 
Meridian denjenigen an, welcher an der Westküste Afrikas, nahe der 
Insel Ferro gedacht wurde. Jetzt rechnen wir mit dem Meridian, der 
über die Sternwarte von Greemvich (bei London) geht und sprechen also 
z. B. 15o östlich von Greemvich (abgekürzt 15° ö. v. Gr.) oder 15° west¬ 
lich vou Greemvich (abgekürzt 150 w. v. Gr.) 
Denken wir uns diesen Meridian um die ganze Erde gezogen, vom 
Südpol über den Äquator zum Nordpol und von dort ans der andern 
Seite wieder über den Äquator zum Südpol, so erhalten wir einen Kreis, 
welcher die Erde abermals in zwei Hälften oder Hemisphären scheidet, in 
die östliche Hemisphäre und in die westliche Hemisphäre. Auf der 
östlichen Hemisphäre liegen die Erdteile Europa, Asien, Afrika und 
Australien, die „alte Welt" genannt; auf der westlichen Hemisphäre liegt 
nur Amerika, welches man als „neue Welt" bezeichnet. 
Vergleichen wir diese Halbkugeln in Bezug aus ihre Landmassen,_ so 
können wir sagen: die östliche Halbkugel zeigt die größten Landmassen, 
die westliche Halbkugel die größten Wassermassen. 
Nördlich und südlich vom Äquator aber bemerken wir auf dem Globus 
noch andere wichtige Linien; 231/2° nördlich vom, Äquator fiuden wir den 
Wendekreis des Krebses, 23y2° südlich vom Äquator den Wendekreis 
des Steinbocks, 6672° nördlich den nördlichen Polarkreis, 661/2° südlich
	        
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