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I. Kursus: Deutschland und seine Schutzgebiete.
Togo.
a) Togo ist unser kleinster Besitz in Afrika. An der Sklavenküste ge-
legen, berührt es das Meer in einer Breite von 52 km. Es hat 1 Mill.
Bewohner, darunter 300 Weiße. Hinter der sandigen Nehrung, die
durch die fortwährende Brandung des Meeres aufgeworfen wurde, dehnt
sich ein fischreicher Küstensee, das Haff von Togo, aus. Dahinter erhebt
sich das Festland, das an der ftüste aus fruchtbarem Tori- und Humus-
boden besteht und mit Kokos- und Ölpalmen bepflanzt ist. Nach dem
Innern geht es in eine wellige, grasreiche Savanne über, an die sich
ein aus Granit und Eneis gebildetes Hochland lehnt, das im Norden
zu dem Plateau des Westsudans hinabsteigt. Die Gebirgshänge sind mit
dichtem Urwald bestanden.
b) Der Urwald des Innern liefert eine reiche Ausbeute an Gummi
und Nutzhölzern. Die Olpalme wird angebaut. Im Jahre 1908
wurden 5000 t Palmkerne und 1500 t Palmöl ausgeführt. Der an der
Küste betriebene Plantagenbau erzeugt Baumwolle, Reis, Kakao und
Tabak. Die Baumwollenkultur hat sich günstig entwickelt. Während im
Jahre 1902 nur 80 Ballen ä 250 kg geerntet wurden, stieg die Pro-
duktion im Jahre 1907—1908 bis auf 1700 Ballen.
c) Der Gesamtwert der Ausfuhr beläuft sich jährlich auf 6 Mill.,
die Einfuhr auf 4 Mill. Mark. Der Handel liegt in den Händen der
Togogesellschaft, die an der Küste größere Faktoreien unterhält. Die
Ewe-Neger vermitteln den Handelsverkehr mit den Binnenstämmen,
während die Haussa-Neger das innere Hochland mit ihren Karawanen
durchqueren. Die wichtigsten Handelsplätze sind Lome und Klein-Popo.
Von Lome führt eine Bahn nach Atakpame im Innern. Eine zweite
Bahn wird von Lome nach dem zentralen Bezirk Sokode-Bassari gebaut,
um jenes volkreiche, für den Anbau von Baumwolle und Mais sehr
geeignete Binnenland zu erschließen. — Wohlgepflegte Wege, sog. Neger-
pfade, durchziehen das Land nach allen Richtungen hin. Der Volta,
dessen Mündung leider auf englischem Gebiete liegt, sowie der Mono
sind schiffbar. Der Hafen von Togo kann wegen seiner geringen Tiefe
und der gefährlichen Ozeanbrandung nicht direkt angelaufen werden.
Die verkehrenden Schiffe müssen auf offner See ankern. Diesem Zwecke
dient die Landungsbrücke in Lome. Den Schiffsverkehr mit Togo und
den übrigen westafrikanischen Kolonien unterhält die Woermann-Linie.
Kamerun.
a) Kamerun liegt an der Biafra-Bai. Es wird im Norden vom
Rio del Ney, im Süden vom Eampoflusse begrenzt und berührt den
Atlantischen Ozean mit einer Küstenausdehnung von 320 km. Es hat
3Y2 Mill. Bewohner, darunter 1000 Weiße. Von der sumpfigen mit
Mangrovendickichten und Kokoshainen umgürteten Küste, wo die Malaria
unausgesetzt ihre Opfer fordert, steigt das Gebiet nach dem Innern an
und erreicht im Norden mit Britisch-Nigeria und Französisch-Sene-
gambien gemeinsam das Ufer des Tsadsees. An die Küstenniederung