Full text: Lehrbuch der Geographie

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Neuere und neueste Literatur des Auslandes. 
Guizot 
geb.I787. 
Dieselbe Regsamkeit, die sich in der poetischen Literatur der Franzosen kund 
giebt, zeigte sich auch in den übrigen Gattungen, besonders in einer sehr aus¬ 
gedehnten journalistischen Thätigkeit. Eine Menge Z ei tsch rifren, durch lite¬ 
rarische Beigaben (Feuilleton) anziehender gemacht, nehmen die bedeutendsten 
schriftstellerischen Kräfte in Anspruch und dienen häufig zur Niederlage der neue¬ 
sten Erzeugnisse im Roman, in Reisebildern (M armier) in ästhetischer und kri¬ 
tischer Belletristik (Jules I an in, Ta i l lan d i e r u. A.). Vor Allem verdienen 
die Revue des deux mondes und das Magazin pittoresque einer rühmlichen Er¬ 
wähnung. In der Geschichtschreibung schritt man theils auf der durch 
Voltaire und Montesquieu begründeten Bahn des philosophischen Pragmatismus 
fort, indem einige, wie Franc. P. Guizot („Culturgeschichte Frankreichs im 
Mittelalter"; „Geschichte der englischen Revolution" u. a. W.) den historisch zu¬ 
sammengetragenen Stoff hauptsächlich dazu benutzten, philosophische Ergebnisse 
und Ideen daraus zu ziehen, theils widmete man der Anordnung und Darstel- 
g?b.i7S2 ülng mehr Sorgfalt, wie Varante, der Verfasser der „Geschichte der Herzoge 
von Burgund" und der geistreichen „Geschichte der franz. Literatur im 18.Jahrh." 
Thierry und die Gebrüder T h ie rry (Augustin anfangs Saint Simonist [§. 809.], 
geb.1795. später erblindet, „Geschichte der Eroberung Englands durch die Normannen"; 
„historische Briefe"; „älteste Geschichte Frankreichs" und Amede'e Thierry, 
„Geschichte der Gallier" u. a. W.), deren durch gründliche Forschungen über die 
Natur und Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Volksstämme unterstützte gene¬ 
tische oder beschreibende Geschichtsbücher neue Anschauungsweisen hervorbrachten. 
geb^i799^Zu ihnen kann auch der vielschreibende Cape figue, der Verfasser mehrerer um¬ 
fangreichen Werke aus der franz. Geschichte gerechnet werden. Die erzählende 
Sismondl chronikartige Geschichtschreibung fand mehr fleißige als geistreiche Bearbeiter in 
^3— Anquetil (f 1808), Gallais und in dem Genfer Sismondi, welcher 
letztere außer einer G esch i ch t e Fr a n k re ichs und der italienischen Re- 
atíiécíet P u ^ liken des Mittelalters, auch eine Literaturgeschichte desSü- 
geb. 1798. d ens verfaßt hat. Jul. Michel et, der Verfasser einer weit verbreiteten Ge¬ 
schichte von Frankreich und in neuerer Zeit eifriger Demokrat und Jesuiten¬ 
feind, während er früher in einer Schrift über Luther die Reformation verdammt 
hatte, suchte den philosophischen Pragmatismus der ältern Schule mit der neuen 
^ ( mehr kunstmäßigen (descriptiven) Richtung zu verbinden. Eine gehaltvolle Schrift 
über den K r i e g d e r F r o n d e rührt von dem Grafen S t. A u l ñ i r e her; und über 
geb. 1779. die Literaturgeschichte haben Raynouard, Fauriel, Ampere, Sainte- 
Beuve und besonders Ginguené (ff 1816, „Literaturgeschichte von Italien") 
werthvolle Arbeiten geliefert und gründliche Forschungen eingestellt. Mit besonderer 
^ Vorliebe aber wendete sich die sranzösische Geschichtschreibung der Revolution und 
geb^.'i796. ^em Kaiserreich zu. F. A.A. Mi g net hat in einer gedrängten Darstellung dieser 
großen Geschichtsepoche mit logischem Geistund fatalistischer Anschauung nachgewie¬ 
sen, wie jede einzelne Erscheinung als nothwendige Folge vorangegangener Ursachen 
geb.^797. unvermeidlich eintreten mußte, und Ad. Thiers hat sich durch seine ausführliche 
„Geschichte der Rev olution" den Weg zu der hohen Stellung gebahnt, die 
er seit 1830 in Frankreich eingenommen hat. Seine spätere „Geschichte des 
Konsulats und des Kaiserreichs" ist, gleich Bignons diplomatischer 
Geschichte dieser Zeit, eine rhetorische Parteischrift voll französischer Ruhmredig¬ 
keit. Von den zahllosen „Denkwürdigkeiten" berühmter Männer und Frauen, 
welche eine beliebte Unterhaltungslectüre der Franzosen bilden und daher in wu¬ 
chernder Menge zum Vorschein kommen, haben nur wenige literarischen Werth, 
so reich auch manche an interessanten Einzelheiten und Begebenheiten sein mögen.
	        
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