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Die Nachfolger Karl's des Großen.
814—911.
Zwischen Alfred und Karl dem Großen finden wir in
den Hauptzügen ihres Wirkens und Charakters eine auffallende
Aehnlichkeit.
Die Leistungen beider Männer waren ausgezeichnet; denn sie
sorgten nicht nur fiir die äußere und innere Ordnung ihrer
Staaten, sondern auch für die Geistesbildung und Wohlfahrt ihrer
Völker.
Karl's treffliche Anstalten zur Bildung der Völker und Si¬
cherung der Grenzen zerfielen aber schon unter seinem schwachen
Sohne Ludwig dem Frommen, der ihm in der Regierung
folgte (814—840).
Ludwig der Fromme erbte nach des Vaters Tode dessen
großes Reich, zu dem Frankreich, Oberitalien und Deutsch¬
land gehörten. Er war zwar ein gutherziger, gerechter, auch
gelehrter Mann; doch wohnte nicht der Kraftgeist seines Vaters
in ihm, weßhalb er auch der Regierung eines so ausgedehnten
Staates durchaus nicht gewachsen war. Zu früh theilte er das
Reich unter seine drei ungerathenen Söhne, die er nicht zu bän¬
digen vermochte.
Durch diese Theilung veranlaßt er einen Innern Krieg.
Von seiner zweiten Gemahlin hatte er nämlich noch einen (vier¬
ten) Sohn, Karl, bekommen. Auch dieser sollte ein Stück Land
erhalten, womit aber die drei ältern Söhne, die sich beeinträch¬
tigt sahen, nicht zufrieden waren. Die mit der Theilung unzu¬
friedenen Söhne bekämpften und bekriegten am Ende den eige¬
nen Vater, stießen ihn vom Throne, steckten ihn in ein Kloster
und theilten seine Länder unter sich. Des Vaters Fluch lastete
aber schwer ans ihnen. Sie wurden sich selbst feind. Alles war
in Verwirrung, als Ludwig der Fromme auf einer Rhein¬
insel in der Gegend vou Ingelheim, nicht weit von Mainz,
starb (den 20. Juni 840).
Nachdem der eine Sohn, Pipin, ebenfalls gestorben war,