Full text: Bis zum Frieden von Campo Formio (Theil 11)

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fen. Die Preußische Staatskunst war indeß nicht 
so uneigennützig, als sie bei dieser Sorge für Po¬ 
lens Dortheil zu seyn schien. Herzberg wollte 
Gallizien zum Preise für die beiden Handelsstädte 
Danzig und Thorn und den Polnischen Landstrich 
zwischen der Neumark und dem Obraflusse setzen, 
welche dann Polen an Preußen zu überlassen hatte. 
Auch war eö nicht seine Absicht, daß Preußen auf 
vollständiger Erfüllung seiner großmäthigen Zusa¬ 
gen bestehen solle. Wäre Oesterreich nicht zur 
Rückgabe des ganzen Galliziens zu bewegen, so 
sollte nach seinem Plane Polen mit einem Theile 
zufrieden seyn, und wäre nicht die völlige Wieder¬ 
herstellung aller von den Türken erlittenen Ver¬ 
luste zu bewerkstelligen, so sollte Oesterreich, zur 
Entschädigung für das an Polen Zurückgegebene, 
Belgrad nebst der Wallachei, nach dem Fuße des 
Passarowiher Friedens, behalten können. 
Unstreitig war der Gedanke, Polen, den na¬ 
türlichen Bundesgenossen Preußens, durch Zurück¬ 
gabe Galliziens zu verstärken und durch die Bande 
der Dankbarkeit fester an Preußen zu knüpfen, 
höchst sinnreich, und eines Staatsmannes würdig, 
der Preußens dauerhafte Große begründen wollte. 
Aber der Faden wurde viel zu fein und künstlich 
gesponnen, um für Türken und Polen recht brauch¬ 
bar zu seyn. Indem man ihnen zuerst unbedingte 
und uneigennützige Zusagen machte, um hinterher 
bei halber Erfüllung derselben mit der andern 
Hälfte eigene Vortheile zu erkaufen, schien man 
das Mißtraue« und den Eigensinn aller Halbbar¬
	        
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