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Der Abtragung ist durch den Meeresspiegel eine untere Grenze gesetzt; er ist 
das untere Abtragungsniveau oder die Erosionsbasis. (Sehr trockene Gebiete 
bilden eine Ausnahme; s. S. 32 ff.) 
2. Die Skulpturformen als Folgeerscheinungen der exogenen 
Vorgänge. 
A. Die Werke der Flüsse. 
Sie spielen bei der Umbildungsarbeit auf der Erdoberfläche die Hauptrolle. 
So transportiert die Elbe jährlich 260000 cbm Schlamm und annähernd 2 
Millionen cbm an gelösten Teilen; der Rhein befördert jährlich 1,7 Millionen 
cbm Schlamm und 5,6 Millionen cbm an gelösten Teilen. Daraus dürfte sich 
ergeben, daß auf der ganzen Erde jährlich Hunderte von Knbikkilometern Gesteins 
in Bewegung sind; ferner ist daraus ersichtlich, daß die Formen, welche die 
rinnenden Gewässer durch die gewaltige Abtragung schassen, von großartigem Um- 
fange sein müssen. Dazu gehören: 
I. Die Tlialformen. 
Unter den Thälern verstehen wir alle Furchen in der Erdoberfläche, 
welche das rinnende Wasser einschneidet oder „erodiert" (v. lat. erodere = ans- 
nagen) und gleichzeitig abböscht. Sie heißen Erosionsthäler oder Skulptur- 
thäler. (Sie stehen bezüglich ihrer Entstehung im Gegensatz zu den Thälern oder 
Längsfurchen, welche durch Faltung der Oberfläche, also nicht durch Wirkung des 
fließenden Wassers, entstanden sind; diese gehören den Urformen an und heißen 
darum Strnkturthäler oder tektonische Thäler sgr. tektainomai = ich 
baue], auch werden sie als Thalnngen bezeichnet.) Das charakteristische Merk- 
mal der Erosionsthäler oder der eigentlichen Thäler ist die Tahlsohle, die sich dnrch 
weitere Erosion senkt; sie fehlt den Thalnngen. 
Eine Anzahl in einander mündender Thäler nennt man Thalsystem, in 
dem die Stärke der Erosion durch den tiefsten Punkt gleichmäßig geregelt 
wird. Ist die Ausuaguug in dem Thale, welches den tiefsten Pnnkt erreicht, be- 
deutend, so nimmt sie auch in den benachbarten zu; tritt andererseits ein Still- 
stand der Erosion im ersten Thale ein, so ist das auch in den anderen der Fall. 
Die Thalgehänge sind oft steil und begrenzen enge Einschnitte. Wir sehen 
sie an Schluchten (Gründen), Klammen in den Gebirgen und Canons in den 
großen Hochflächen (wie im westl. Nordamerika). Die Ursache kann eine dopelte 
sein: zeigt die Thalsohle ein starkes Gefälle, so haben wir eine jugendliche 
Thallandschaft, in der das Wasser an der weiteren Ansnagnng der Thalsohle 
zu arbeiten hat, an die Gehänge also noch nicht herantreten kann; ist aber 
das Gefälle der Thalsohle gering und der Lauf des Wafsers ruhig, so ist die 
Ausuagung der Thalsohle beendet; wir haben eine ausgereifte Thalland- 
schaft, in der das Wasser beim Anschwellen des Flusses an die Gehänge heran- 
tritt, dieselben abschleift, das Thal erweitert und die Thalgehänge durch das 
nachschiebende Geröll abflacht. Ist in einer ausgereiften Thallandschaft von diesen
	        
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