— 24 —
Der Abtragung ist durch den Meeresspiegel eine untere Grenze gesetzt; er ist
das untere Abtragungsniveau oder die Erosionsbasis. (Sehr trockene Gebiete
bilden eine Ausnahme; s. S. 32 ff.)
2. Die Skulpturformen als Folgeerscheinungen der exogenen
Vorgänge.
A. Die Werke der Flüsse.
Sie spielen bei der Umbildungsarbeit auf der Erdoberfläche die Hauptrolle.
So transportiert die Elbe jährlich 260000 cbm Schlamm und annähernd 2
Millionen cbm an gelösten Teilen; der Rhein befördert jährlich 1,7 Millionen
cbm Schlamm und 5,6 Millionen cbm an gelösten Teilen. Daraus dürfte sich
ergeben, daß auf der ganzen Erde jährlich Hunderte von Knbikkilometern Gesteins
in Bewegung sind; ferner ist daraus ersichtlich, daß die Formen, welche die
rinnenden Gewässer durch die gewaltige Abtragung schassen, von großartigem Um-
fange sein müssen. Dazu gehören:
I. Die Tlialformen.
Unter den Thälern verstehen wir alle Furchen in der Erdoberfläche,
welche das rinnende Wasser einschneidet oder „erodiert" (v. lat. erodere = ans-
nagen) und gleichzeitig abböscht. Sie heißen Erosionsthäler oder Skulptur-
thäler. (Sie stehen bezüglich ihrer Entstehung im Gegensatz zu den Thälern oder
Längsfurchen, welche durch Faltung der Oberfläche, also nicht durch Wirkung des
fließenden Wassers, entstanden sind; diese gehören den Urformen an und heißen
darum Strnkturthäler oder tektonische Thäler sgr. tektainomai = ich
baue], auch werden sie als Thalnngen bezeichnet.) Das charakteristische Merk-
mal der Erosionsthäler oder der eigentlichen Thäler ist die Tahlsohle, die sich dnrch
weitere Erosion senkt; sie fehlt den Thalnngen.
Eine Anzahl in einander mündender Thäler nennt man Thalsystem, in
dem die Stärke der Erosion durch den tiefsten Punkt gleichmäßig geregelt
wird. Ist die Ausuaguug in dem Thale, welches den tiefsten Pnnkt erreicht, be-
deutend, so nimmt sie auch in den benachbarten zu; tritt andererseits ein Still-
stand der Erosion im ersten Thale ein, so ist das auch in den anderen der Fall.
Die Thalgehänge sind oft steil und begrenzen enge Einschnitte. Wir sehen
sie an Schluchten (Gründen), Klammen in den Gebirgen und Canons in den
großen Hochflächen (wie im westl. Nordamerika). Die Ursache kann eine dopelte
sein: zeigt die Thalsohle ein starkes Gefälle, so haben wir eine jugendliche
Thallandschaft, in der das Wasser an der weiteren Ansnagnng der Thalsohle
zu arbeiten hat, an die Gehänge also noch nicht herantreten kann; ist aber
das Gefälle der Thalsohle gering und der Lauf des Wafsers ruhig, so ist die
Ausuagung der Thalsohle beendet; wir haben eine ausgereifte Thalland-
schaft, in der das Wasser beim Anschwellen des Flusses an die Gehänge heran-
tritt, dieselben abschleift, das Thal erweitert und die Thalgehänge durch das
nachschiebende Geröll abflacht. Ist in einer ausgereiften Thallandschaft von diesen