II. Beschreibung der einzelnen Staaten.
A. Das Kaiserthum Oesterreich.
dieses Reich, jetzt die Oesterreichisch - Ungarische Monarchie
genannt, umfaßt a) die eigentlich österreichischen Kronländer, nämlich
Oesterreich unter der Enns und ob der Enns nebst Salzburg, Steier-
mark, Kraiu, Kärnten, Küstenland, Tirol mit Vorarlberg, Böhmen,
Mähren, Schlesien, Galizien nebst Bukowina, und Dalmatieu; b) die
Länder der Ungarischen Krone, nämlich Ungarn, Croatien und Sla-
vonien, Siebenbürgen; und c) die Militärgrenze. Alle zusammen haben
11,300 □ M. mit 35 Mill. Einw. Wir haben es nur mit den
deutschen Ländern zu thuu, welche oben S. 1 genannt wurden und
3600 □ M. mit 13 Mill. E. umfassen.
Diese Länder sind reich an Naturerzeugnissen aller Art, nament-
lich an Horuvieh und Pferden, an Getreide, Obst und Wein, an Eisen,
Blei, Quecksilber und Salz. Die Fabrikerzeugnisse von Wien und Prag
sind berühmt; doch hemmten früher innere Zolllinien den gegensei-
tigen Verkehr der Kronländer. Im Eisenbahnbau hat Oesterreich
bewunderungswürdige Werke ausgeführt; in erster Reihe stehen die
Bahnlinien, welche über den Semmering von Wien nach Trieft und
über den Brenner von Innsbruck nach Bötzen gehen. Der See-
Handel auf dem adriatischen Meere durch den Freihafen Trieft wird
alle Jahre bedeutender. Die Universitäten sind : Wien, Prag, Gratz,
Innsbruck. Die wichtigsten Festungen sind: Josephftadt und There-
sienstadt in Böhmen, Olmütz, Kufstein, Franzensfeste bei Brixen;
auch Salzburg uud Prag haben Befestigungswerke.
Oesterreich verdankt seine Ausdehnung weit weniger dem
Schwerte, als friedlichen Erwerbungen. Anfangs war das kleine
Oesterreich eine Mark- (Grenz-) Grafschaft; Kaiser Friedrich I. er-
hob es 1156 zum Herzogthum; 1192 erwarb es durch Erbschaft
Krumbacher, Geogr. v. Deutsch!. 4. Aufl. 2