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wohner, verdient einen Besuch. Es ist ja die nördlichste Stadt Europas!
Hierher kommen viele Fremde nur deshalb, um die Sonne auch einmal
um Mitternacht am Himmel stehen zu sehen, denn hier im hohen Nor-
den ist die Sonne vom 13. Mai bis zum 29. Juni (Wieviel Tage also?)
ununterbrochen über dem Horizont sichtbar. Es ist daselbst um Mitternacht
noch so hell, daß man im Freien bequem lesen kann. — Wie aber Hammer¬
fest einige Wochen lang im Jahre ununterbrochen Tag hat, so besitzt es auch
fast zwei Monate hindurch ununterbrochene Nacht. Vom 24. November
bis zum 21. Januar geht nämlich die Sonne hier gar nicht auf, und es
herrscht dann gewöhnlich tiefe Finsternis. Nur bei besonders hellem
Himmel tritt zu Mittag eine Art Dämmerung ein, die es möglich macht,
am Fenster ein halbes Stündchen zu lesen. — Wie sehnt sich in dieser
Zeit der Mensch nach dem Lichte! Wie freut er sich, wenn der Sonnen-
ball wieder glänzt! Es ist ein unendlich erhabenes Schauspiel, wenn
die Sonne wiederkommt. Der Mond scheint, alles mit seinem weißen
Lichte überflutend, neben ihm leuchten die Sterne. Eine majestätische
Stille herrscht ringsum. Allmählich wird der Mond matter. Es ist,
als komme aus der Erde ein Lichtschein hervor; es liegt wie eine fahle
Dämmerung über dem Gebirge. Mit einem Male erglänzt am Himmel
ein roter Streifen, der breiter und breiter werdend den Himmel in rote
Glut taucht. Und hinter den Bergen bricht plötzlich ein Strahl hervor,
grell und hell: der erste Strahl der Wintersonne! Wenige Augenblicke
später ergießt sich ein Lichtmeer über das Land! — Hammerfest hat auch
einige Bedeutung als Handelsstadt. Dampfer und Segler aus England,
Holland und Deutschland bringen der Stadt allerlei Jndustrieerzeugnisse
und nehmen dafür Tran, gedörrte Fische, Renntierfelle, Eiderdaunen
oder Erze mit. Der Aufenthalt dieser Schiffe ist immer nur von
kurzer Dauer. Ehe der kurze Sommer zu Ende ist und der eisige
Hauch des Winters die See mit einem festen Eiswall verschließt,
muß die Rückreise nach der fernen Heimat angetreten werden. Nach
Hammerfest kommen anch die Russen, welche die Halbinsel Kola be-
wohnen, um die Produkte der englischen und deutschen Industrie heim¬
zuholen.
Wer einmal Hammerfest besucht, der versäumt auch nicht, von
hier aus das Nordkap zu besuchen. (Zeigen!) Dieses Vorgebirge liegt
aus einer Gestadeinsel (Erkläre!) des Eismeers und fällt 50 m steil zum
Meere hin ab. Wenn der Wanderer auf dem äußersten Vorsprunge
des gewaltigen Felsens steht, so breitet sich vor ihm, soweit das Auge
reicht, das Polarmeer aus. Totenstille herrscht ringsum. Nur die
Meereswogen rollen brandend und tosend gegen das Felsenufer und den
Wall großer, übereinander getürmter Blöcke. Hoch auf sprüht der
schimmernde Gischt, so daß es wie blendend weiße Schleier um die
dunklen Klippen wogt und wallt.
Zusammenfassung und Einprägung.