166 NntkNverflMg Preußens unter den deutschen Orden.
des Christenthums von Polen her widersetzten, weil die Polen mit
der Bekehrung Eroberungsversnche verbanden. Gereizt durch mehr¬
fache Angriffe drangen sie unter fürchterlichen Verheerungen in das
durch Theilungen und inner» Zwist geschwächte Polen, insbesondere
in das Gebiet des Herzogs Konrad von Masovien, zerstörten die
Kirchen, plünderten die Städte und führten ganze Hansen gefangener
Einwohner mit sich fort. Der Mönch Christian, welcher unermüd¬
lich in Bekehrungsversnchen uitd deshalb von: Papste Jnnocenz IH.
zum Bischof von Preußen ernannt worden war, wandte sich (nach¬
dem auch die Stiftung der Ritter Christi in Preußen fruchtlos ge¬
blieben) zuletzt an den deutschen.Orden, an dessen Spitze da¬
mals der ausgezeichnete Hochmeister Hermann von Salza stand,
und der Herzog von Masovien erbot sich zur Abtretung des Kulmer
und Löbauer Landes, wenn Hermann einen Theil seiner Ritter zur
Bekämpfung der heidnischen Preußen schicke. Dieser nahm den An¬
trag an, und so begannen seit 1233 die bis 1283 fast unausgesetz¬
ten Kämpfe des Ordens gegen die Preußen, wobei die Ordensritter
durch zahlreiche Schaaren von Kreuzfahrern unterstützt wurden. Die
Eroberung wurde vom Orden sehr planmäßig betrieben: mit jedem
Schritte, den er weiter vordrang, legte er Burgen an, besetzte sie
mit Kriegsmannschaft und bevölkerte die daneben neu erbauten Städte
(Kulm, Thorn, Marienwerder) mit deutschen Einwohnern. Nach
einem 53jährigen blutigen Kampfe unterwarf der Orden durch Aus¬
dauer und kriegerische Ueberlegenhcit ganz Preußen, welches er An¬
fangs durch einen Landmeister verwalten ließ, bis er 1309 selbst
seinen Sitz nach Marienburg verlegte.
Preußen unter dem deutschen Orden 1283— 1525.^
Der Orden erwarb theils durch Eroberung, theils durch Kauf:
im W. Pomerellen (von Polen), im O. Curland, Liefland und
Esthland, so daß er 150 Meilen Küstenland an der Ostsee, von
Danzig bis Narva, beherrschte. Er nahm an innerer Macht und
Ansehen im Auslande schnell zu und erlebte seine goldene Zeit unter
dem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351 — 1382), welcher
Preußen eine gewichtvolle Stellung unter den ersten Handelsstaaten
des nördlichen Europas verschaffte und zugleich wesentliche Fort¬
schritte für die Cultur des Landes und für die Ausbildung eines
freien, tüchtigen Bürgerstandes erzielte. Als der Orden vom Kaiser
Sigmund die Neumark gegen ein Darlehen erworben hatte, erregte