Das Wüstengebiet der Sáhara.
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feindlichen Stammes, die in das eigene Gebiet kommen, Rache
genommen. Auf diese Weise entwickelt sich ein fast nie endender
Kriegszustand, der häufig" genug schon zur völligen Schließung
einer Karawanenstraße geführt hat.
Wenn eine Karawane Erfolg hat, wirft sie einen großen
Nutzen ab. Eine Karawane, die 1887 aus Timbuktu in Tenduf
ankam, führte auf 650 Kamelen Waren im Gesamtwerte von
730 000 Mk. mit sich. Gegen europäische und nordafrikanische
Waren werden im Süden hauptsächlich Straußenfedern, Gold-
staub, Elfenbein, Gummi und Tierfelle eingehandelt. Auf
den Linien, die nach Marokko, Tripolis und Kairo führen, spielt
auch der Sklavenhandel eine große Rolle. In letzter Zeit haben
einige Handelsgegenstände an Bedeutung verloren, sei es, daß sie
seltener geworden sind, wie z. B. das Elfenbein, sei es. daß sie
im Preise stark heruntergegangen sind, wie Straußenfedern. Immer¬
hin sind die Warenmengen, die auf den einzelnen Karawanenwegen
fortbewegt werden, nicht unbedeutend. Zwischen Algerien und dem
Sudan wird der Warenverkehr auf 6000 Tonnen geschätzt. Ob er
nach dem Bau der geplanten Trans sah ara-Bahn, die eine Ge¬
samtlänge von 2400—2600 km erhalten soll und 1200 km weit
durch Wüstengebiet geführt werden muß, sich soviel steigern wird,
daß diese großartige Anlage wirtschaftlich bestehen kann, erscheint
sehr fraglich. Die Kosten des Bahnbaues würden etwa 250 Mill.
Fres, betragen, und für den Betrieb müßte ein kostspieliger Sicher¬
heitsdienst eingerichtet werden.
„ Unter den Säharaorten, die wir auf den Karteu verzeichnet
finden, und die als Stütz- und Sammelpunkte des Kara¬
wanenverkehrs sehr bekannt geworden sind, dürfen wir uns
keine bedeutenden Ansiedelungen vorstellen. Nur wenige haben
ein stadtartiges Äußere, und viele bestehen nur aus einigen Gruppen
von Häusern oder sind gar nur Zeltlager. In der nördlichen Sahara
pflegt man zum Häuserbau meistens Stein, in der südlichen Lehm
zu gebrauchen. Während die Wüste sich durch ihre sehr gesunde
Luft auszeichnet, sind die Oasen durch den Einfluß des verdunsten¬
den Wassers und der den Luftzug hemmenden Fruchthaine häufig
ungesund.
Die Bevölkerungszahl der Sahara wird sehr verschieden
angegeben, je nachdem die Grenzen des Gebietes gezogen werden.
In dem westlichen Teile sind die südalgerischen Oasen, die
Oasengruppe von Tuat, die in die drei Gruppen von Gurara
mit 75000 E., von Tuat im engern Sinne mit 100000 E. und
Tidikelt mit 25 000 E. zerfällt, sowie der Bezirk von Timbuktu,
welche Stadt jetzt nur noch etwa 8000 E zählen soll, die wich¬
tigsten Siedelungsgebiete. Weniger zuverlässig weiß man, wie
groß die Bevölkerung der Gebirgsländer der mittleren Sahara sein
mag. Die Einwohnerzahl von F ess an, dessen Hauptort Mursuk
7000 E. hat, wird auf 100—120000. die von Tripolis und Barka
auf rund 1 Mill, geschätzt. Die Stadt Tripolis, die, wie Nach-