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Erster Teil: Landschaftsbilder.
war auch die Schiffahrt durch Felsen, die im Wasfer lauerten, gefährdet. Die
preußische Regierung ließ sie wegsprengen. So ward eine sichere Fahrstraße
gewonnen.
Wie herrlich ist die Fahrt auf dem stolzen, schönen Rheindampfer! Der Sonne
Heller Schein liegt auf der breiten Wasserfläche des Stromes, auf deu Bergwänden rankt die
Rebe, die den duftenden Wein liefert, freundliche Ortschaften und altertümliche Städtchen
säumen die Ufer des Stromes, und auf deu Bergeshöhen stehen alte Burgen. Und Städtchen
und Burgen wissen uns gar viel zu erzählen. Die Städtchen stammen noch aus der Römerzcit,
da man am Rhein zuerst die Reben pflanzte, und in den Burgen wohnten später die kühnen
Ritter des Mittelalters. Die meisten der Burgen sind jetzt zerfallen; aber herrlich schmücken
ihre Ruinen das Land. In den Dörfern uud Städtchen wohnen frohe Menschen; überall aus
den Fenstern winken sie mit den Taschentüchern uus zu. Feierlich klingen die Morgenglocken
durch das Tal, und schmucke Kirchlein grüßen zu uns herüber. In den Weinbergen hoch oben
schaffen fleißige Winzer. Plötzlich ertönt laut der Pfiff der Lokomotive eines Eisenbahnzuges,
und drüben auf der Landstraße saust, in eine Staubwolke gehüllt, ein Automobil vorbei.
Überall herrscht reges Leben! Auch der Strom ist belebt von zahlreichen Schiffen. Mächtige
Dampfer ziehen eine Reihe schwerbeladener Kähne, die tief ins Wasser getaucht sind, von
stolzen Personendampfern grüßt mit flatternden Tafchentüchern eine frohe Menge, uud Gesang
und Musik klingen über das Wasser. Auch wo der Dampfer am Ufer, an Städtchen mit
schmucken Häusern und Gärten anlegt, harrt eine froh bewegte Menge.
Zahlreiche Burgen huschten an uns vorüber. Am schönsten von allen lag, auf einem vor-
springenden Felsgrat, die Burg Rheinfels; sie gehört jetzt dem Prinzen Heinrich, dem
Bruder des Kaisers. Wir sahen die Burg Sooueck oberhalb Bacharach, die Schönburg bei
Oberwesel, die ausgedehnten Trümmer der Burg uud Festung Rheinstein bei St. Goar,
die Katze und die Maus bei St. Goarshausen, die beiden Burgen Liebenstein und Sterren-
berg, auch die feindlichen Brüder genannt, die stolze Marksburg bei Braubach, die völlig
wiederhergestellt ist in altem Glänze, das schöne Schloß Stolzenfels und die Burg Lahneck.
Und viele andere Schönheiten und Merkwürdigkeiten sah unser Auge. Bei Caub grüßte uns
im Strome die schöne, zierliche Pfalzburg und am Cauber Ufer das Standbild Blüchers,
der in der Neujahrsnacht 1813/14 hier den Rhein überschritt, zum Zuge nach Frankreich hinein.
Vor St. Goar fuhren wir an dem Lorelei-Felsen vorbei, und wir sangen das Lied von der
Lorelei. Bei Rhens zeigte man uns den König stuhl, auf dem sich in alter Zeit die vier Knr-
sürsten von Cöln, Rheinpfalz, Mainz und Trier, deren Land hier zusammenstieß, versammelten,
um die Kaiserwahl zu besprechen. So reihte sich ein schönes Bild an das andere, bis uns hoch-
gespannte Rheinbrücken anzeigten, daß wir uns der Stadt Koblenz näherten.
Fast auf der ganzen Strecke von Bingen bis Koblenz ist der Rhein eng
von hohen Bergen umschlossen. Am engsten ist das Tal an der Lorelei.
Während der Rhein bei Bingen und Rüdesheim eine Breite von über 800 m
hat, verschmälert er sich hier bis auf 165 in. Um so tiefer ist aber dort sein Bett,
und in dem tiefen, kühlen Wasser hält sich der Salm mit Vorliebe auf. Auf
der unteren Strecke, von Boppard ab, ist das Rheintal etwas weiter, und
hier und da, abwechselnd bald links, bald rechts, säumen kleine Ebenen den
Strom. Während auf der oberen Talstrecke fast nur Weinbau auf den hohen
Bergwänden betrieben wird, ist in der Gegend von Boppard auch für den Obst-
bau Rann:. Besonders Kirschen, Pfirsiche und Aprikosen entfalten im Frühjahr
eine herrliche Blütenpracht. Berühmt durch seinen Kirschenbau ist der Ort
Salzig bei Boppard. Dort reifen die Kirschen viel früher als in andern Gegen-
den Rheinlands. Die besten Weine wachsen bei Rüdesheim, Bingen, Vacha-
räch, Oberwesel und Boppard.