Vorrede.
Daß die Einführung eines geschichtlichen Lehrbuches auch schon
für die Unterstufe notwendig ist, bedarf kaum eines Beweises; es
ergiebt sich am klarsten daraus, daß auf den meisten Anstalten ein
Ersatz dafür durch das Diktat des Lehrers gesucht wird. Aber
damit ist wenig geholfen. Einmal kostet das Diktieren sehr viel
Zeit, im Verhältnis zu der geringen Stundenzahl zu viel Zeit.
Andererseits sind die Schüler auf dieser Stufe noch so unsicher
in der Orthographie und so wenig schreibgewandt, daß ihnen zu
Hause die Entzifferung ihrer Nachschrift zum Teil unmöglich ist,
unter allen Umständen aber bedeutende Arbeit macht. Wo der
Lehrer aber vom Diktieren absieht und den Geschichtsunterricht
etwa im Anschluß an das Lesebuch erteilt, da werden einzelne Ab¬
schnitte sehr ausführlich, die übrigen aber — und das ist wohl
stets der größere Teil des Pensums — gar nicht behandelt werden,
ein Fehler, der auf den späteren Stufen nicht leicht mehr nachzu¬
holen ist. Die Einführung eines Lehrbuches wird also einerseits
eine richtige Einteilung des Stoffes ermöglichen, andererseits Lehrer
wie Schülern Zeit und Arbeit sparen. Der vorliegende Versuch
soll dem vorhandenen Bedürfnis entgegenkommen.
Bei der Auswahl des zu behandelnden Stoffes sind aus der
Sage, namentlich der altklassischen, nur die wichtigsten und schönsten
Stücke berücksichtigt worden; viele andere, die unwichtiger erschienen
oder dem Verständnisse des Schülers auf dieser Stufe zu große
Schwierigkeiten bereiten, sind weggelassen. Die meisten von ihnen
werden ja sowieso später im lateinischen bzw. deutschen Unterricht
(bei der Ovidlektüre bzw. in der Litteraturgeschichte) behandelt. Nur
mit Bedenken ist die Adipnssage ausgenommen, die doch bei ihrer
Wichtigkeit und der Bedeutung, die sie in der griechischen Litteratur
einnimmt, nicht fehlen durfte; der Sextaner wird über eine rein
äußerliche Aneignung des darin enthaltenen Lernstoffes nicht hinaus¬
kommen. Aus der Geschichte sind die Biographien solcher Männer
ausgewählt, welche auf die Entwickelung ihres Volkes von beson¬
derem Einflüsse geworden sind und deren Leben zum Teil sagen¬
haft ausgeschmückt ist. In der Darstellung ist das Sagenhafte als
solches stets besonders hervorgehoben. Bei den Römern war es
schwer, zwischen Sage und Geschichte eine seste Grenze zu ziehen;
ersterer ist die Königszeit mit den sich daran anschließenden Unter¬
nehmungen des Tarquinius, letzterer alles Spätere mit Einschluß
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