Geographische Gelder
Straßvurg und sein Münster.
Die bedeutendste Stadt der oberrheinischen Tiefebene ist Stra߬
burg, die Hauptstadt des Elsasses, eine halbe Stunde vom Rhein
an der Jll und Brensch, wie auch am Nhein-Rhone-Kanal gelegen.
Straßburg ist schon seit alter Zeit eine wichtige Station der großen
Heerstraße von der Donau zur Seine (von Wien nach Paris) und
hatte daher stets hervorragende Bedeutung für Handel und Verkehr;
ferner ist die Stadt eine Festung ersten Ranges. Im Mittelalter war
Straßburg eine der blühendsten deutschen Reichsstädte. Kaiser Karl V.
(1519—1556) erkannte den Wert der Stadt für das Deutsche
Reich, als er sagte: „Wenn Wien und Straßburg zu gleicher Zeit
in Gefahr wären, würde ich zuerst Straßburg zu retten suchen."
Bei der Ohnmacht des Deutschen Reiches konnte es der übermütige
König Ludwig XIV. von Frankreich wagen, im Jahre 1681, mitten
im Frieden, die Stadt gewaltsam in Besitz zu nehmen. Erst infolge
des für Deutschland so ruhmvollen Krieges 1870—1871 wurde
Straßburg wieder mit dem Mutterlande vereinigt, zu dessen schönsten
und blühendsten Städten es nunmehr zählt.
Von den alten Bauwerken Straßburgs ist der Münster
(Fig. 43) weltberühmt als eine der vollendetsten Schöpfungen,
welche uns das Mittelalter hinterlassen hat. Der Grundstein zur
Kirche wurde bereits im Jahre 1015 von Bischof Werner (aus
dem Hause Habsburg) gelegt. Unbekannt ist, wer den ersten Riß
zu dem herrlichen Bau gefertigt hat; sicher aber ist, daß die wunder¬
bar schöne Form des Portals und des Turmes aus dem schöpfe¬
rischen Geiste des Meisters Erwin von Steinbach und seines Sohnes
Johannes hervorgegangen ist. Die genannteil beiden Hauptteile des
Domes gelten für die vollendetsten Leistungen der gotischen Bau-