Full text: Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg

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tauschte man diesen Namen mit „Gymnasiums 1810 wurde von derselben 
die Bürgerknabenschule getrennt, welche bis dahin die drei unteren Klassen 
(Septima, Sexta, Quinta) gebildet hatte. — Karl Günther erkaufte 1610 die 
Herrschaft Ehrenstein von dem Grafen Wolrab von Gleichen. — 
Ihm folgte sein Bruder Ludwig Günther I. (1730—46), der mitten 
in den Bedrängnissen des 30jährigen Krieges neue Gotteshäuser zu Rudol- 
stadt und Königsee erbaute. 
Sein Sohn Albert Anton I. (1662 — 1710), für den bis zu seiner 
Volljährigkeit seine Mutter regierte, schuf den Freitisch für Gymnasiasten 
und vermehrte die Stipendien (Unterstützungsgelder) für Studierende. Die 
geistliche Dichtkunst wurde von seiner Gemahlin Emilie Juliane (Lied: 
„Wer weiß, wie nahe mir mein Ende") und besonders von seiner Schwester 
Ludämilie (Lied: „Jesus, Jesus, nichts als Jesus") mit viel Liebe geübt. 
Sein Sohn Ludwig Friedrich I. (1710 — 18), der erste Fürst, 
ebenfalls ein Freund geistlicher Poesie, gründete eine Armenkasse, ein Almosen- 
und Waisenkollegium und ein Waisenhaus. Er schloß mit der Linie Schwarzb.- 
Sondershausen den noch heute geltenden Successionsvertrag. — 
Fried rich Anton (1718—44), des vorigen Sohn, erbaute von 
neuem die durch Feuersbrünste zerstörten Schlösser zu Rudolstadt und Schwarzburg. 
Diesem folgte bis 1767 Johann Friedrich; er gründete das Seminar 
zu Rudolstadt, 1746 eingeweiht; es ist eines der ältesten Seminare in 
ganz Deutschland. Seine Gemahlin Bernhardine ist die Gründerin des Bern- 
hardinenstiftes zu Rudolstadt. Der bis 1790 regierende Ludwig Günther II. 
ist der Erbauer der Ludwigsburg zu Rudolstadt. Seinem Sohne Friedrich 
Karl (1790 — 93), verdankt die Residenz das Naturalienkabinet. 
Ludwig Friedrich II. (1793—1807) legte das Theater, das Armen- 
nnd das Irrenhaus zu Rudolstadt au und ließ die Stadtmauern bis auf einige 
Bruchstücke abtragen. Seine Gemahlin Karoline Louise, eine Landesmutter im 
wahren Sinne des Wortes, übernahm für den unmündigen Sohn Friedrich 
Günther die vormundschaftliche Regierung bis zum 14. November 1814; 
von da ab führte dieser selbst die Zügel der Regierung bis 1867. Unter allen 
thüringischen Fürsten gab er zuerst seinem Lande eine Verfassung (1816) und 
befreite dasselbe von den Lehen an Weimar (1811), Preußen (1816) und 
Gotha (1824—25). Als Erinnerung an sein 50jähriges Regierungsjubiläum 
hat fast jede Ortschaft des Landes ein aus dankbarer Liebe errichtetes Denk- 
mal aufzuweisen. Sein Bruder Albert folgte ihm in der Regierung bis 
zum 12. November 1869. 
Von da ab folgte dessen ritterlicher Sohn Georg, der jetzt regie- 
rende Fürst. 1864 nahm er an dem zur Befreiung der Elbherzogtümer von 
dänischer Herrschaft geführten Kriege und 1866 am Mainfeldzuge teil. Im 
deutsch -ftanzösischen Kriege 1870—71 zog er mit in den großen, heiligen 
Kampf und stand mit im Feuer bei Beaumont. Bei Sedan ritt er trotz des 
fürchterlichsten Kugelregens in die vorderste Front vor, stand zuerst mit auf 
dem Glaeis der Festung, dicht vor dem drohenden Feinde, wagte sich zuerst 
mit nach Sedan hinein (schon am 1. Sept.), und war der erste, der Kaiser 
Wilhelm die Meldung zugehen ließ, daß Kaiser Napoleon noch in der
	        
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