Full text: Karl August Engelhardt's Vaterlandskunde für Schule und Haus im Königreiche Sachsen

170 Kieishauptmaniijchaft Zwickau. 
nicht eignet. Der frisch gebrochene, von Feuchtigkeit durchdrun- 
gene Stein läßt sich leichter bearbeiten als der völlig ansgetrock- 
nete. Am häufigsten, aber auch am wenigsten beliebt ist der grau- 
grüne Serpentin, der fast nur zu ordinären Waaren verwendet 
wird; zu Kunstsachen zieht man die braunschwarz oder bläulich- 
schwarz gefärbten Stücke vor, zu kleineren Arbeiten und zu Mo- 
saikeu auch die schön rothgeflammten, apfelgrünen, gelben und 
bläulich grauen. Das Recht, den Serpentin auszubeuten, besaß 
seit 1613 eine Steindrechslerzunft von 40 Meistern, an der nur 
geborene Zöblitzer Theil uehmen durften; diese trieben unr Raub- 
bau, gingen bei schönem Wetter in die Brüche, bei schlechtem in 
die Drehstube und fertigten meist nur Apothekerschalen, Wärm- 
steine, Dosen, Büchsen u. dergl. Seit 1862 sind jedoch die 
Serpentinbrüche in die Hände einer Actiengesellschaft übergegangen, 
welche den Abbau und die Verarbeitung der Steine mittelst ver- 
besserte? Schneide-, Dreh-, Schleif- und Polirmaschinen betreibt, 
und deren Erzeugnisse sich daher nicht nur wesentlich vervoll- 
kommnet haben, sondern auch, namentlich zur Verwendung bei 
monumentalen und architektonischen Arbeiten immer mehr in Auf- 
nähme kommen. Die Fabrik liefert geschmackvolle Kuustsachen, 
Mosaik-Böden und Tische, Kandelaber, Taufsteine, Kamine, auch 
Grabmonumente Säulenpfeiler, Simse und andere Verzierungen 
an die Außenseiten von Gebäuden, wofür sich der Serpentin 
wegen seiner Luftbeständigkeit, die selbst die des Granits übertrifft, 
vorzugsweise eignet. Außer in Sachsen gibt es in Deutschland 
nur noch in Salzburg und Tirol Serpentindrechsler. — Kirche 
und Kirchhof in Zöblitz enthalten viele Serpentinarbeiten. — Bei 
Pobershan wird Bergbau auf Zinn und Silber getrieben. — 
Von der im dreißigjährigen Kriege zerstörten Burg Niederlauter- 
stein an der Pockau stehen noch stattliche Ruinen. 
Das Städtchen Lengefeld (3484 Einw.) von dorfähnlicher 
Bauart, unfern der Flöha, der Geburtsort des preußischen Bischofs 
Neander, treibt Strumpfwirkerei und Weberei in Wolle, Baumwolle 
und Seide. Ueber 400 Meister arbeiten für Geschäfte in Chemnitz 
und Glauchau. In der Nähe liegen bedeutende dem Staate ge- 
hörige Kalkwerke, und auf einem hohen Felsen über dem Flöha- 
thal erhebt sich das alte Ritterschloß Nauen st ein, welches einst 
die Straße von Freiberg und Meißen ins obere Gebirge beherrschte. 
Marienberg (5956 Einw., 527 H., Rathhaus 609m h.) 
wurde im Jahre 1521 von Heinrich dem Frommen in durchaus 
regelmäßiger Gestalt erbaut, nachdem reiche Erzgänge in der Nähe 
fündig geworden waren. Da sich jedoch dieselben bald erschöpften, 
so ging der Bergbau seit Mitte des 16. Jahrhunderts mehr und 
mehr zurück, zumal auch der dreißigjährige Krieg die Stadt schrecklich 
heimsuchte, die Bauten zerstörte und die Bewohner verscheuchte. 
Gegenwärtig sind 7 alte Gewerkschaften zu der „Marienberger 
Silberbergbaugesellschaft" vereinigt, die ihr Absehen auf die Lösung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.